Milde Winter ermöglichen die Ausbreitung neuer Schädlinge, heiße und trockene Sommer verringern Ernteerträge. Der Klimawandel wird in Zukunft massive Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft haben. Und was ist mit Kaffee und Klimawandel? Auch hier wird sich das Ganze bemerkbar machen. Aber keine Angst, auch in Zukunft wird es Kaffee geben. Vielleicht weniger, vielleicht teurer, vielleicht einfach anderen. Die Möglichkeiten dem Klimawandel in den Kaffee-Ursprungsländern entgegenzutreten sind mannigfaltig.
Kaffee und Klimawandel – was wird in Zukunft passieren?
Die schlimme Nachricht gleich vornweg: Nach Angaben der Forschungsgruppe Geography of Food an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wächswil, wird die Anbaufläche von Arabica-Kaffee klimawandelbedingt bis 2050 bis zu 60 Prozent schrumpfen. Klingt erstmal erschreckend. Doch zum einen ist es nur eine Studie und keine exakte Zukunftsvoraussage und zum anderen kann man dem ja durch geeignete Maßnahmen auch entgegenwirken. Beziehungsweise den Kaffeeanbau so umgestalten, dass es auch in Zukunft noch genug Kaffee geben wird.
Kaffee und Klimawandel – warum Kaffee stark betroffen?
Die Schweizer Studie hat vor allem die Anbaugebiete von Avocados, Cashews und Kaffee untersucht. Heraus kam unter anderem, dass vor allem die landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau von Arabica-Kaffee vom Klimawandel betroffen sind, weil die Pflanzen besonders anfällig für Temperaturveränderungen sind. Zudem braucht Kaffee nährstoffreiche Böden und ausreichend Niederschläge. Wenn das Klima also trockener und heißer wird, könnte das auch die Böden auslaugen.
Für die Pflanzen ist ein ausgeglichenes Klima ohne extreme Hitze, mit
ausreichend Niederschlag und viel Schatten (vor allem in der Reifezeit) unabdingbar. Arabicapflanzen beispielsweise wachsen am besten bei einer Durchschnittstemperatur zwischen 18 und 22 °C in über 900 Metern Höhe. Daran sieht man schon, wie empfindlich Kaffeepflanzen sind, und entsprechend wie bedrohlich klimatische Veränderungen sein können.
Andere Studien sehen die Zukunft ähnlich kritisch, wobei sie den Kaffeeanbauländern mehr Zeit einräumen. Laut einer Untersuchung vom Potsdam Institute for Climate Impact Research wird es in Äthiopien zum Beispiel bis 2090 vermutlich noch eine Ausweitung der Anbauflächen für Kaffee geben. Dann aber werden bis zu 40 Prozent der Anbauflächen für Kaffee unbrauchbar werden.
Kaffee und Klimawandel – wo es den Kaffeeanbau am schlimmsten trifft
Am schlimmsten wird voraussichtlich der weltweit größte Produzten von Kaffee, Brasilien, vom Klimawandel getroffen. Schon 2025 könnten laut der Schweizer Forscher gut 95 % der aktuellen Anbauflächen für Arabica nicht mehr geeignet sein. Auch wenn wir bis dahin schaffen die weltweiten Emissionen zu reduzieren, wird sich die für Arabica geeignete Anbaufläche in Brasilien um gut Dreiviertel reduzieren.
Von einem Rückgang der Anbauflächen werden auch andere Ursprungsländer betroffen sein: darunter Indonesien, Vietnam und Kolumbien.
Kaffee und Klimawandel – was kann man tun?
Als Kaffeeproduzent sollte man sich am besten jetzt schon Gedanken machen, wie man diesem Rückgang an Arabica-Anbauflächen entgegenwirken kann. Mögliche Optionen sind Kalkdüngungen der Böden, Bewässerungen oder andere standortspezifische Maßnahmen. Eine weiter Option ist die Umstellung auf andere Kaffee-Sorten wie Robusta, die deutliche widerstandsfähiger gegen Temperaturschwankungen sind. Was heute schon klar ist, ist ein in Zukunft steigender Kaffeepreis. Erst im vergangenen Jahr erreichten die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt ein neues Rekordhoch.
Kaffee und Klimawandel – Hoffnung in anderen Sorten
Bereits in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat eine damals relativ unbedeutende Sorte, Robusta, den Kaffeeweltmarkt gerettet. Während einer Kaffeerost-Epidemie entdeckte man die Widerstandsfähigkeit von Robusta gegenüber der Krankheit. Im Laufe der Jahre gewann Robusta immer mehr Anteile am Weltmarkt und man verwendete die Pflanze auch, um sie mit Arabica-Varietäten zu kreuzen, damit diese ebenfalls widerstandsfähiger gegen Kaffeerost wurden. Ähnlich wird es wohl in Zukunft gegen den Klimwandel gehen. Zum Beispiel gibt es da die Sorte Excelsa, die heute lediglich 1 % des Weltmarktes ausmacht. Ihre Vorteile jedoch sind, dass sie auch auf trockenerem Boden gut gedeiht und man auch in regenarmen Jahren einen befriedigenden Ertrag erwirtschaften kann. Und dann wäre da noch die Sorte Liberica: Sie benötigt zwar einen längeren Reifeprozess als Arabica und Robusta, dafür gilt sie als sehr widerstandsfähig gegen Parasiten und ist in Produktionsmenge und Lebensdauer sowohl Arabica als auch Robusta überlegen.
Kaffee und Klimawandel – Coffea Stenophylla
Laut einer Studie unter Aaron Davis sind von den 123 Kaffee-Varietäten, die es gibt, 75 vom baldigen Aussterben bedroht. Es wird also in Zukunft ohne Zweifel komplizierter Kaffee anzubauen, vor allem in ausreichender Menge, um die Nachfrage des Weltmarktes zu decken. Einen besonderen Hoffnungsschimmer weckt die Kaffeesorte Stenophylla. Die Bohnen wachsen derzeit nur in Westafrika, schmecken wie Arabica, sind aber resistenter gegenüber Hitze und Regen. Erste Pflanzen wurden im Zuge der Studie (um das Jahr 2020) bereits in großem Ausmaß angebaut, um zu testen, ob dies auch funktioniert. Laut der Studie könne Stenophylla-Kaffee in den nächsten Jahren erst als Nischenprodukt auf den Markt kommen, doch dann auch irgendwann Arabica-Kaffee als Marktführer ablösen.
Kaffee und Klimawandel – Neue Flächen als Lösung?
Neue Anbauflächen für Kaffee zu erschließen ist aber nicht so einfach und weder im Sinne des Klimawandels noch im Sinne der Kaffeefarmer. Neue Flächen würden mit einer nicht unbedeutenden Menge an Abholzung einhergehen, was per se schon mal schlecht ist. Außerdem werden gut 30 Prozent der Kaffeefarmen von Frauen betrieben, 70 Prozent der Arbeitskräfte auf Kaffeefarmen sind Frauen: und leider kommt Kaffee aus Ländern, in denen Frauen immer stark benachteiligt werden. Zum Beispiel werden Farmer:innen wegen der mangelnden Stabilität und hohen Risiken des Kaffeeanbaus meist keine Kredite gewährt. Erschwerend kommt hinzu, dass in einigen Regionen Frauen zwar Land nutzen, aber nicht rechtmäßig besitzen dürfen.
Kaffee und Klimawandel – was kann der Endverbraucher tun
Dies führt unter anderem dazu, dass mehr Chemikalien und Düngemittel eingesetzt werden, um die Pflanzen auf den bestehenden Flächen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Was aber auch nicht im Sinne der Nachhaltigkeit ist, denn die Chemikalien schaden dem Boden und werden auf lange Sicht die Anbaufläche unbrauchbar machen. Hier braucht es jede:n einzelne:n Kaffeeliebhaber:in!
Was du tun kannst, ist nur Kaffee kaufen, der von Röstereien kommt, die ihre Farmer auch fair oder besser als fair bezahlen. Wie zum Beispiel bei uns: wir kaufen nur im direkten Handel und bezahlen den Farmer:innen einen deutlich höheren Preis als bei Fairtrade. So können die Kaffeeproduzenten vor Ort in Organic Farming und Nachhaltigkeit investieren.
Kaffee und Klimawandel – Kaffeeprojekte
Viele Röstereien habenhier bereits einiges in die Wege geleitet, um Kaffee nachhaltiger und umweltschonenden zu produzieren. Wir bei Wildkaffee schauen darauf, Kaffee nur von Farmen zu kaufen, die auch nach Organic Farming Richtlinien anbauen darüber hinaus haben wir in El Salvador mit dem Coffee School Project unsere ganze eigene Kaffeefarm, auf der wir einen nachhaltigen und auch sozialen Weg einschlagen. Durch gezielte Schulungen, den Einsatz von Organic Farming und den direkten Austausch zwischen Farmer und Röster, wird so eine ganz neue Perspektive geschaffen von der beide Seiten profitieren. Durch diese Transparenz bekommen Röster einen genauen Einblick in die Arbeiten, die hinter bestem Kaffeegeschmack stecken, während die Farmer stabile Handelspartner bekommen, mit denen sie fair und direkt handeln.
Kaffee und Klimawandel – Organic Farming
Wir wollen etwas verändern, deswegen setzen wir auf Kaffees, die im Einklang mit der Natur, nach den Standards des Organic Farming kultiviert werden. Dabei werden ökologische Pflanzenschutz- und Düngemittel verwendet, die aus eigenen Mikroorganismen hergestellt sind. Das fördert die nachhaltige Regeneration der Natur und ihrer mineralstoffhaltigen Böden. Das große Plus: auch die Kaffeequalität wird so enorm gesteigert und das schmeckst du auch. Du bist also keineswegs machtlos: Indem du Kaffee von Röstereien kaufst, die auf Nachhaltigkeit und faire Bezahlung achten, unterstützt du die Entwicklung und trägst dazu bei, dass auch in Zeiten von Klimawandel guter Kaffee verfügbar bleibt.
Kaffee und Klimawandel – Fazit
In Zukunft wird es schwieriger guten Kaffee anzubauen. Der Klimwandel wird auf kurz oder lang einen Teil der Anbauflächen, die es heute noch gibt, unbrauchbar machen. Kaffeefarmer:innen weltweit müssen dabei stark umdenken und den Fokus auf neue Methoden wie das Organic Farming oder gar auf neue, resistentere Sorten wie Stenophylla oder Excelsa legen. Dabei kannst Du auch helfen, indem du Kaffee kaufst, bei dem du weißt, dass er so nachhaltig wie möglich angebaut wurde und die Produzenten einen fairen Preis für ihre Arbeit bekommen haben. Denn wenn das nicht mehr gewährleistet ist, dann wird uns irgendwann der Morgenkaffee ausgehen und der Nachmittagskaffee und der Kaffee nach dem Essen und der Espresso und und und.