Es passiert nicht überall … auch nicht in Italien. Dennoch bekommen wir oft ein Glas Wasser zum Espresso. Viele trinken es einfach, viele lassen es stehen. Manche trinken es vor dem Kaffee und manche danach. Wo kommt dieser Brauch her? Und ist das Wasser zum Trinken gedacht? Vor oder nach dem Espresso? So viele Fragen … auf die wir die Antworten haben.
Wasser zum Espresso – Historie
Die Geschichte des Wassers zum Espresso beginnt in den italienischen Röstereien. Denn schon damals, boten die Röstereien an, dass man ihre Mischung vor Ort probieren konnte. Um sicherzustellen, dass die Verbraucher ihr Produkt in vollen Zügen genießen konnten, servierten die Röster früher schon ein Glas Wasser zum Espresso. Der Grund dafür war, dass Kunden durch das Trinken von Wasser ihren Gaumen von anderen Aromen befreien konnten, um den Geschmack des Kaffees, den sie probierten, nicht zu verändern. Auf diese Weise können Sie die Mischung mit all ihren typischen aromatischen Noten besser genießen und bewerten.Heute wird dieser Brauch nicht überall praktiziert. Zum Beispiel bekommst du in Norditalien nicht überall ein Glas Wasser zum Espresso. Im Süden hingegen schon.
Wasser zum Espresso – davor oder danach?
Diese Frage ist einfach beantwortet: davor! Also zuerst Wasser und dann Espresso, und das ist keine Frage des Geschmacks oder der Vorliebe. Wasser reinigt die Mundhöhle. Mit Ausnahme des ersten Kaffees am Morgen, sofern wir ihn auf nüchternen Magen trinken, genießen wir Kaffee tagsüber oft nach dem Essen oder ähnlichem. Mit etwas Wasser beseitigst du mögliche Verunreinigungen, die dein Geschmackserlebnis beeinträchtigen könnten: Du kannst dann also alle Aromen des Kaffees wahrnehmen, sowohl geschmacklich als auch riechend.
Wasser zum Espresso – danach auf keinen Fall
Kaffee hat – so wie viele andere ess- und trinkbare Dinge – einen Abgang, den Aftertaste. Kurzum, würden wir direkt nach dem Espresso ein Glas Wasser runterspülen, dann würden wir diesen Nachgeschmack vernichten. Es kann sogar unhöflich sein gegenüber dem Barista, direkt nach dem Espresso das Wasser zu trinken. Denn in der Regel spülen wir unseren Mund nach, wenn etwas unangenehm bitter oder verbrannt geschmeckt hat. Der Barista könnte also glauben, dass uns der zubereitete Espresso ganz und gar nicht geschmeckt hat.
Wasser zum Espresso – stilles oder sprudelndes Wasser?
Zu den Dingen, die du für den optimalen Kaffeegenuss wissen solltest, gehört auch, dass das Wasser einen Unterschied macht: Wenn du es vor dem Kaffee trinkst, muss es stilles Wasser sein. Ein kohlensäurehaltiges Wasser verändert den Zugang zum Gaumen. Das heißt: Es lässt den Kaffee bitterer schmecken, wenn er bitter ist, oder saurer, wenn er bereits ins Saure tendiert. Kurzum: Sprudelwasser verfälscht den Kaffeegenuss.
Wasser zum Espresso – Mythos 1
Es kursieren natürlich auch viel andere Theorien und Mythen in der Welt, warum das Glas Wasser zum Espresso serviert wird. Mythos 1 ist in diesem Fall, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, was durch das Glas Wasser wieder ausgeglichen wird. Das stimmt nicht. Kaffee entzieht kein Wasser, sondern besteht zu 98 Prozent aus Wasser und auch das Koffein dehydriert uns nicht, sondern wirkt lediglich Stoffwechsel anregend.
Wasser zum Espresso – Mythos 2
Hier kommt noch ein guter Mythos: Das Glas Wasser macht den Espresso angenehmer für den Magen, weil er dort verlängert wird, aber beim Trinken bleibt der volle Geschmack. Nun im Magen befindet sich Magensäure. Ein kleiner Espresso, vor allem, wenn er handwerklich schonend geröstet ist, schadet dem Magen ganz und gar nicht und ist laut vielen Experten auch nicht für viele Beschwerden, die Menschen empfinden, verantwortlich. Von den vielen Kaffeezubereitungen zählt die Espressozubereitung mit Siebträgermaschine sicherlich zu den magenschonendsten. Denn guter Espresso hemmt die Speichelproduktion und auch die Produktion von Magensäure – sofern er ohne Zucker und ohne Milch getrunken wird.
Wasser zum Espresso – Mythos 3
Das Glas Wasser entstand während oder nach dem 2. Weltkrieg, als viele amerikanische Soldaten noch in Italien stationiert waren. Die Soldaten waren den intensiven Geschmack des Espresso nicht gewohnt und verdünnten es daher mit einem Glas Wasser. So bekamen sie einen Kaffee, den sie von zu Hause gewohnt waren. Dieser Mythos ist nur teilweise falsch. So entstand nicht die Tradition des Glas Wasser zum Espresso, sondern so entstand die Spezialität Kaffee Americano.
Wasser zum Espresso – Cupping
Also, wenn wir zu Hause oder in der Bar einen Espresso genießen, dann bekommen wir eventuell ein Glas Wasser dazu und spülen damit vorab den Mund. Es kommt aber auch vor – vor allem bei einer Rösterei – dass wir sehr viele Kaffees hintereinander probieren. Das nennt sich Cupping und dient dem Verkosten von neuen oder der Qualitätssicherung von bestehenden Kaffees. Hier ist es so, dass man 5, 6 oder auch 10 Kaffees hintereinander verkostet. Wasser zwischendurch ist hier nur bedingt angebracht.Zum einen würden wir sehr viel Wasser trinken, wenn wir zwischen jedem Kaffee einen Schluck nehmen würden. Zum anderen ist es oft besser innerhalb des Produktes Kaffee zu bleiben, da wir die Kaffees auch untereinander vergleichen möchten. Aber auch bei einem Cupping kannst du zwischendurch mal einen Schluck Wasser zum Neutralisieren nehmen. Alternativ eignet sich in diesem Fall ein nicht allzu experimenteller Kaffee, um den Gaumen wieder zu normalisieren. Wie ein Cupping genau von statten geht, kannst du hier nachlesen.
Wasser zum Espresso - Fazit
Wasser und Kaffee sind untrennbar miteinander verbunden. Allein schon, weil Kaffee zu gut 98 Prozent aus Wasser besteht.Daher ist Kaffee weder dehydrierend noch schädlich für den Magen noch sonst etwas negatives. Kaffee ist cool, schmeckt gut und man sollte ihn genießen. Ein Glas Wasser zum Espresso – vorausgesetzt du bekommst eins serviert – solltest du immer vor dem Espresso genießen, um deinen Mund zu spülen und somit dann alle Aromen des Espresso genießen zu können. Das Glas Wasser vor dem Kaffee ist aber keine Pflicht und nicht überall Tradition: In Norditalien zum Beispiel bekommst du das Wasser zum Espresso nicht immer, in Süditalien überall. In Deutschland liegt es meist daran, wie der Barista drauf ist oder wie es eben in diesem Café gehandhabt wird. Am einfachsten ist, du probierst zu Hause mal Wasser zum Espresso aus… und dann weißt du, ob es dir besser mit oder ohne schmeckt. #staywild