In den letzten Artikeln haben wir uns bereits hautnah mit den Themen rund um den Kaffeeanbau, der weiteren Verarbeitung sowie dem Organic Farming beschäftigt. Bei letzterem Überthema bleiben wir auch in diesem spannenden Blogartikel – Organic Farming.
Eine große Rolle bei dieser Anbaumethodik spielt der Mikroorganismus, beziehungsweise viele Mikroorganismen, die zumeist direkt auf den Plantagen, oder auf den Aufbereitungsstationen hergestellt werden. Dabei spielt die Wiederverwendung der benötigten Rohstoffe in der Verarbeitung des Kaffees eine große Rolle. Näheres aber später ausführlich. Außerdem werden die Mikroorganismen in vielerlei Hinsicht verwendet. Welche Bereiche mit Mikroorganismen arbeiten und welche Auswirkungen du davon sogar beim Genuss deines Kaffees spüren kannst, erfährst du in diesem Artikel! Viel Spaß beim Entdecken wünscht dir Elias Fischbacher von der Wildkaffee Rösterei.
Mikroorganismus als natürlicher Pflanzenschutz
Damit die Kaffeepflanze optimal vor Schädlingen und anderen äußeren Einflüssen geschützt ist, produziert die Pflanze einerseits Koffein, andererseits werden die Pflanzen auch von außerhalb, also vom Farmer mit Pflanzenschutzmitteln geschützt. Normalerweise werden dafür chemische Mittel verwendet. Darunter leiden jedoch die Böden, die Pflanzen rund um die Plantage, die Tierwelt in der Region und natürlich auch die Arbeiter, die die Plantagen bewirtschaften.
Um all diese Aspekte möglichst nachhaltig verändern zu können, wurden über die Jahre zahlreiche Varianten entwickelt, wie diese Pflanzenschutzmittel auch ökologischer gestaltet werden können. Die wohl nachhaltigste Variante ist dabei die Wahl eigens entwickelter Mikroorganismen. Diese werden durch natürliche Fermentation der Überreste der Aufbereitungsstation hergestellt. Das dabei entstehende Mikroben unterdrückt dann die Ansiedlung von Schimmelpilzen oder Keimen, die für einen gesamten Ernteausfall sorgen können. Und wie entstehen diese Mikroorganismen genau bzw. aus was werden sie produziert? Aus den Überresten der Aufbereitung (Fruchtfleisch, Fruchtschleim, usw.) Wasser, Zucker und einer individuellen Lösung. Durch Fermentation entstehen dann die ökologischen Mikroorganismen, die vielseitig einsetzbar sind.
Mikroorganismus auch geeignet als Dünger
Die Mikroorganismen sind aber nicht nur als Pflanzenschutz geeignet. Die Mikroorganismen sorgen auch für eine Bodenverbesserung und infolgedessen für gesündere Pflanzen und dadurch einen höheren Ernteertrag. Die mikroskopisch kleinen Lebewesen, die sich während der Fermentation bilden fördern zudem das Wachstum der Pflanzen. Durch die konventionelle Landwirtschaft der letzten Jahre wurden die Böden leider aktiv beschädigt und enthalten erheblich weniger Nährstoffe.
Durch den Einsatz von Mikroorganismen werden aber glücklicherweise auch bereits beschädigte Böden regeneriert, bzw. wird die Regeneration der Böden angeregt. Gemeinsam mit den noch vorhandenen Organismen in den Böden wird das Gleichgewicht so verändert, dass auch die neutralen Mikroorganismen mithelfen den natürlichen Kreislauf wiederherzustellen. So können die Pflanzen gesund und ertragreich wachsen, während die Böden wieder zu altem Nährstoffgehalt finden und sich nachhaltig zurück zum Ursprung verändern.
So funktioniert die Fermentation mit den Mikroorganismus
Kommen wir nochmal kurz auf die Produktion der Mikroorganismen zurück. Für die Herstellung der nachhaltigen Lösung werden die Überreste der Weiterverarbeitung des Kaffees genommen, also das Fruchtfleisch, Fruchtschleim, Fruchthaus usw. und in spezielle Kunststoffbehälter gegeben, worin sie mit Wasser und einem Zuckersirup gemischt werden.
Dabei muss das Wasser bei der Zugabe sehr heiß sein, also zwischen 70-80 Grad. Die Wasser-Sirup-Mischung wird dann homogen vermischt, ehe etwas kühleres Wasser zugegeben wird. Die Endtemperatur liegt dann bei rund 40 Grad. Gelagert werden die Fässer mit der Lösung dann einige Tage. So kann sich das Mikroben optimal vermehren. Nach der Fermentation müssen die Mikroorganismen kühl gelagert werden.
Mikroorganismus in der Aufbereitung von Rohkaffee
Auch in der Aufbereitung von Rohkaffee werden Mikroorganismen verwendet. Als Aufbereitung bezeichnet man den Prozess, bei dem das Fruchtfleisch vom Kern, der Rohkaffeebohne, gelöst wird. In den letzten Jahren wurden bei diesem Prozess viele Experimente gemacht. Unter anderem die Fermentation sowie der gezielte Einsatz von Mikroorganismen sorgen dafür, dass das Tassenprofil deutlich fruchtiger daherkommt.
Die Säure der Organsimen bringen ganz eigene geschmackliche Eigenschaften ins Tassenprofil und sorgen für ein echtes Geschmackserlebnis. Vor allem bei Specialty Coffees und Microlots werden diese Aufbereitungsmethoden gerne verwendet, um so eine noch nuanciertere Tasse Kaffee zu erzielen. Somit werden die klassischen Aufbereitungsmethoden Washed, Natural und Honey von den eher experimentellen Varianten anaerobic, aerobic, microorganism,… perfekt ergänzt.
So hilfreich sind Mikroorganismen in der Kreislaufwirtschaft
Auch für die Kreislaufwirtschaft, die gerade in Zeiten von Klimaerwärmung erheblich an Bedeutung gewonnen hat, bieten Mikroorganismen etwaige Vorteile. Allen voran für die Böden, die durch die jahrelange Benutzung von chemischen Pestiziden erheblich belastet wurden, sind Mikroorganismen Gold wert.
Die Böden regenerieren sich langsam und reproduzieren nach und nach wieder ihre natürlichen Mikroorganismen sowie die Nährstoffe. Im Umkehrschluss hat dies dann auch absolut positive Auswirkungen auf die Pflanzen, die durch den höheren Nährstoffgehalt schneller und ertragreicher wachsen. Und diese Auswirkungen tragen sich dann wiederum weiter auf die Tierwelt, die dadurch wieder eine reichhaltigere Nahrung erhält. Insgesamt entsteht hierbei wieder eine neue Kreislaufwirtschaft, die für die Umwelt, Flora und Fauna neue Perspektiven bildet. Zudem schonen die Mikroorganismen Ressourcen.
Mikroorganismus - Fazit
Dass Mikroorganismen nun auch im Kaffeeanbau und der Weiterverarbeitung Einzug halten ist ein echter Gewinn. Weg von der Chemie, hin zur Natur, lautet das Zauberwort. Die Mikroorganismen sorgen für gesündere Pflanze sowie einen höheren Ernteertrag, ein genialer Nebeneffekt: Dank der Mikroorganismen regenerieren sich auch die Böden, die in den letzten Jahren aufgrund des Einsatzes von chemischen Pestiziden erheblich gelitten haben.
Doch nicht nur die Flora und Fauna profitiert vom Einsatz von Mikroorganismen. Auch der Mensch, also die Arbeiter und Farmer auf der Plantage werden nun endlich von den chemischen Giftstoffen verschont. So entsteht eine Kreislaufwirtschaft die sich absolut nachhaltig und ökologisch entwickelt. Die Mikroorganismen werden übrigens zusätzlich auch für die Aufbereitung eingesetzt. Ein sehr spannendes Thema, welches in Zukunft auf zahlreiche Plantagen ausgeweitet werden soll. #staywild