Seit Anfang April kommt unser Kaffee aus Guatemala in neuen (alten) Kleidern zu uns. Der Kaffee wird seit der neuen Ernte dieses Jahres nicht mehr in die üblichen Jutesäcke verpackt. Stattdessen werden die neuen Kaffeesäcke aus recycelter Baumwolle gewebt.
Die Fäden entstehen aus gebrauchter Baumwolle und Stoffresten der Jeansherstellung. Die Reste werden von dem guatemaltekischen Projekt The New Denim Project zu neuem Garn gesponnen, woraus wiederum viele großartige Produkte genäht werden. Unter anderem eben auch unsere Kaffeesäcke. Wir sind total glücklich darüber, dass der Kaffee im neuen Look letzte Woche endlich bei uns ankam.
Upcyling - The New Denim Project
The New Denim Project ist ein Familienunternehmen aus Guatemala, welches schon in vierter Generation recycelten Garn herstellt. Gerade bei der Jeansherstellung bleiben viele kleine Reststücke übrig, die normalerweise in den Abfall wandern. Beim New Denim Project wird ihnen stattdessen neues Leben eingehaucht. Die Garne werden nicht weiter eingefärbt, sondern bleiben so schön jeansblau oder weißlich, wie sie sind. Produkte wie Kaffeesäcke, Handtücher, Topflappen, Schürzen, Hundekissen, Taschen und viele mehr haben dadurch einen sehr ansprechenden, sauberen Look.
Um den Produkt-Kreislauf perfekt abzurunden, möchten wir in Zukunft aus den gebrauchten Kaffeesäcken weitere Produkte herstellen. Sobald es so weit ist, lassen wir es euch wissen.
Upcycling & die Kreislaufwirtschaft
The New Denim Project lebt und arbeitet nach der Philosophie der Kreislaufwirtschaft. Demnach sollen Produkte so gestaltet und hergestellt werden, dass sie möglichst lange im Umlauf bleiben und genutzt werden können. Dabei soll beim Herstellungsprozess zudem so wenig erneuter Abfall anfallen wie möglich und die Ressourcen, allen voran Wasser, sollen so schonend wie möglich genutzt werden, so dass sich die Auswirkungen auf die Umwelt auf ein Minimum belaufen.
Wie arbeitet das New Denim Project?
Das New Denim Project sammelt für den Herstellungsprozess Stoffabfälle aus lokalen Bekleidungsfabriken, sortiert, schreddert und spinnt sie wieder zu neuen Fasern. Das Verfahren ist chemikalienfrei, farbstofffrei und verbraucht nur wenig Wasser und Energie. Es werden keinerlei synthetische Fasern (wie Polyester, Nylon, Acryl usw.) hinzugefügt. So können neue Produkte entstehen, die alle 100% natürlich und kompostierbar sind. Es entsteht ein Kreislauf, der sogar um eine weitere Verwendung ergänzt wird.
Upcycling - Aus Stoff wird Dünger
Denn entstehende Baumwollfussel und andere Restmaterialien aus dem Upcycling-Prozess werden an die Kaffeebauern der Finca San Jeronimo Miramar weitergegeben, um sie als Kompost für den Kaffeeanbau in Guatemalas Hochland zu verwenden. Der Prozess ist Sinnbild für einen auf Kreislauf angelegten Lebenswandel, bei dem der Abfall eines Prozesses wertvolle Grundlage und Ressource für einen neuen sein kann. Dies führt dazu, dass CO2-Emissionen, Wasser- und Energieverbrauch, sowie der Verbrauch neuer Rohstoffe erheblich reduziert werden können.
Und wie kommt man darauf, in dieser Weise zu wirtschaften? Schauen wir auf den Hauptanteil industrieller Produktion, um besser nachzuvollziehen, warum ein Wandel notwendig ist.
Industrielle Produktionsweisen verbrauchen viele Ressourcen
Der CO2-Ausstoss der Bekleidungs- und Textilindustrie ist erheblich. Sie verursacht 10% der weltweiten Kohlenstoffemissionen und ist nach Öl der zweitgrößte industrielle Umweltverschmutzer. Der immense Fußabdruck der Branche geht über die Verwendung von Rohstoffen hinaus. Die Treibhausgasemissionen aus der Textilproduktion belaufen sich auf über 1 Milliarde Tonnen CO2. Das ist mehr als bei allen internationalen Flügen und der Seeschifffahrt zusammen.
Abfallaufkommen der industriellen Textilwirtschaft
Ein Verbraucher besitzt heute dreimal mehr Kleidung als vor einer Generation und trägt sie im Durchschnitt gerade einmal sieben Mal, bevor sie aussortiert wird und häufig im Müll landet. Das Stichwort heißt Fast Fashion. Es ist nicht nur ein Trend, sondern ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell. Basierend auf der ins Extreme geführten Schaffung von Trends, die rasend schnell wechseln und wieder obsolet sind, entsteht Kleidung die nicht nur nicht von Dauer ist, sondern geradezu zum Wegwerfprodukt herabgewürdigt wird.
Niedrigstpreise verführen zum Kauf
Derartige Mode ist so billig, dass die Konsumenten nicht lange überlegen müssen, ob sie sich das leisten können und wollen. Den Preis zahlen die billigen, meist asiatischen Arbeiter, die oft unter verheerenden Bedingungen arbeiten müssen und natürlich die Umwelt, die unter den zahlreichen Chemikalien und Abwässern leidet.
Das Gros der abgelegten Kleider wird nicht recycelt
Von den 150 Milliarden Kleidungsstücken, die jährlich hergestellt werden, werden nur 15% in irgendeiner Art recycelt. Meist dienen Kleidungsreste zur Herstellung von Putzlumpen oder Dämmstoffen. Weniger als 1% des zur Herstellung von Kleidung verwendeten Materials wird zu neuer Kleidung recycelt.
Wasserverbrauch der Kleidungs
produktion
Die Textilindustrie zählt zu den größten Wasserverschwendern und -verschmutzen. Sie verbraucht jährlich knapp 100 Milliarden Kubikmeter Wasser. Vor allem in Gegenden, in denen ohnehin Wasserknappheit herrscht, führt das zu weiteren Engpässen. Für die Herstellung einer Jeans werden 8.500 Liter Wasser benötigt, für die Herstellung eines einzelnen T-Shirts 2.600 Liter.
Bunter Mix aus Chemikalien
Ein Viertel der weltweit produzierten Chemikalien wird für die Herstellung von Kleidung verwendet. Das fängt schon beim Düngen der Baumwolle an. Der hohe Einsatz von Spritzmitteln hat sowohl bei den Pflückern schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen als auch auf sämtliche angrenzende Ökosysteme. Die Ableitung des mit Chemikalien verseuchten Schmutzwassers in die Natur kommt bei der Produktion häufig noch erschwerend hinzu. Denn das Färben und Behandeln von Textilien führt zu weltweit 20% der industriellen Wasserverschmutzung.
Synthetische Fasern wandern als Mikroplastik ins Meer
Die oben genannte Billigmode, die ständig wechselt und nach dem Tragen quasi direkt im Müll landet, besteht aus extrem günstigen Materialien, nämlich verschiedenste Arten von Kunststoffen, allen voran Polyester. Fast 70 Millionen Barrel Öl fließen jedes Jahr in die Herstellung all dieser Polyesterfasern, eines der häufigsten Materialien, das für Kleidung verwendet wird. Mehr als 50% der Bekleidungsproduktion nutzt Polyesterfasern. In den letzten 40 Jahren hat sich die Menge des verwendeten Polyesters mehr als verzehnfacht.
Polyester - Billigstoff
Fast Fashion kann nur aufgrund des Einsatzes dieses billigen Materials existieren. Polyester ist weder biologisch abbaubar noch atmungsaktiv und zudem extrem energieintensiv. Es gilt als der größte Verursacher von Mikroplastik im Meer, mit all seinen katastrophalen Folgen für Umwelt und Tierwelt. Schätzungen zufolge gelangen beim Waschen von Textilien auf Kunststoffbasis wie Polyester, Nylon oder Acryl jährlich rund eine halbe Million Tonnen Kunststoff-Mikrofasern in den Ozean. Ihre Zersetzung dauert mehr als 200 Jahre. Solch absurd hohe Zahlen regen zum Denken an und sie haben das New Denim Project zum Handeln angetrieben. Nämlich genau dort einzuhaken und mithilfe von wiederverwendetem Material all diese Ressourcen zu schonen.
Upcycling - Die Krone des Recyclings
Ein probates Mittel ist das sogenannte Upcycling. Dabei werden Materialien nicht nur wiederverwendet, sondern sogar zu etwas Besserem gemacht als zuvor. Dadurch entsteht statt Müll neuer Wert und Produkte und Materialien bleiben in einem Kreislauf erhalten. So werden natürliche Ressourcen geschont und deren Ertrag optimiert. Die Umweltbelastung und die Abfallmenge können dadurch verringert werden. Für jedes Kilogramm Textilabfall, welches für das Upcycling wiederverwendet wird, werden bis zu 20.000 Liter Wasser gespart. Eine Tonne Textilien, die upgecycelt werden spart 20 Tonnen CO2-Ausstoss ein.
Diese Art der Produktion ist sehr nachhaltig, da Chemikalien und Farbstoffe vermieden und der Energieverbrauch gesenkt wird. Mit dem New Denim Project haben wir einen zuverlässigen Partner gefunden, um unseren Beitrag zu mehr Umweltschutz und Ressourcenschonung zu leisten.
Das Tüpfelchen auf dem i werden unsere Produkte sein, die wir aus den leeren Kaffeesäcken herstellen lassen werden. Der Plan ist, diese so regional wie möglichherstellen zu lassen. Sobald wir einen geeigneten Partner gefunden haben, hört ihr wieder von uns.
Bis dahin, lasst euch unseren Kaffee aus Guatemala schmecken.