Gerade in der heutigen Zeit rückt der nachhaltige Anbau, der faire Umgang mit den Farmern und infolgedessen, der gesamte Kaffee Weltmarkt, immer mehr in den Fokus in der Mitte unserer Gesellschaft. Tatsächlich ist über die Kaffeebörse aber noch recht wenig bekannt. Der Kaffeepreis im Handel bemisst sich dabei nach dem aktuellen Kaffee Weltmarktpreis, welcher sich zusätzlich aus Zuschlägen für Import, Röstung, Verpackung, Zwischenhandel sowie der Kaffeesteuer zusammensetzt.
Mit diesem Blogbeitrag wollen wir dir ein besseres Gefühl für die Kaffeebörse sowie den gesamten Kaffee Weltmarkt geben, sodass du dir ein Bild davon machen kannst, welche Faktoren auf die Preise der Kaffees in den verschiedenen Online-Shops und in den Supermärkten einfließen. Viel Spaß beim Entdecken wüscht dir Elias Fischbacher von der Wildkaffee Rösterei.
Kaffeebörse -
der Handel mit Kaffee
Zugegebenermaßen… Wenn man seine Tasse Kaffee genießt, dann denkt man meist nicht über den genauen Weltmarktpreis auf der Kaffee Börse nach. Generell ist über die Kaffeebörse in der breiten Bevölkerung noch relativ wenig bekannt. Im Grunde genommen liegt das daran, dass dieser Preis keine unmittelbaren, sondern nur mittelfristige Auswirkungen auf den Endpreis bei den Konsumenten hat. Nur bei längerfristigen Schwankungen, wie beispielsweise rund um die Corona-Pandemie, werden die Preise für die Endkunden angepasst.
Für Schwankungen sind meist politische Situationen, klimatische Einflüsse sowie Nachfrageverschiebungen verantwortlich. Dabei gibt es zwei federführende Kaffee Börsen, die für den weltweiten Kaffeemarkt besonders relevant sind. Das ist die New Yorker Börse für Arabica und die Londoner Börse für Robusta. So wird Kaffee oftmals zum Spekulationsobjekt. Oftmals wird so der Wert des real existierenden Kaffees überstiegen.
Wie wird Kaffee an der Börse gehandelt
An der Kaffeebörse wird Kaffee tatsächlich nicht selbst als reales Produkt gehandelt. In der Börsensprache nennt man diese „Waren-Termingeschäfte“. Das bedeutet, dass eine bestimmte Menge Kaffee auf diese Weise 10-mal den Besitzer wechseln kann, ehe der Letzte in dieser, nennen wir sie „Bieterkette“ den Kontrakt dann wirklich einlöst und sich somit endgültig den Kaffee sichert. Das Resultat sind typische Spekulationsgeschäfte. Bei negativen klimatischen Einflüssen, politischen Unruhen und der daraus resultierenden mangelhaften Ernte schnellen die Preise in die Höhe, während bei Überproduktionen sowie perfekten klimatischen Einflüssen die Kurse nach unten fallen. So entsteht eine hohe Volatilität, welche gerade bei erfahrenen Tradern sehr beliebt ist. Die Spekulation auf Rohkaffee gilt als die Königsklasse des Tradings und gleicht eher einer unschönen Trading-Idee. Damit die Preise an der Kaffee Börse steigen, muss auf Bürgerkriege und negative klimatische Einflüsse gesetzt werden.
Kaffeebörse - zertifizierte Siegel?
Mit dem Blick auf den nachhaltigen Anbau sowie die faire Bezahlung der Farmer entstanden über die vergangenen Jahrzehnte zahlreiche Siegel, die mit Auflagen und festen Preisen versuchen, die Preise der Kaffeebörse zu umgehen. Der Fokus bei Börsen gehandeltem Kaffee liegt nämlich definitiv nicht auf der Qualität, sondern am Preis. Siegel wie Fairtrade etc. wollen die Preisdrückerei mit festgeschriebenen Preisen umgehen, sodass die Farmer durch diese Sicherheit etwas unabhängiger von den schwankenden Preisen an der Kaffeebörse sind. Mit Investments auf ökologische Projekte sowie ökologische Fairness wird zudem darauf geachtet, dass der Kaffee umweltverträglich kultiviert und verarbeitet wird.
Leider bietet dieses System bis heute zahlreiche Nachteile, auf die wir nun kurz eingehen werden. Beginnen wir mit dem festen Fairtrade Preis. Dieser wird durch ein international standardisiertes Verfahren festgelegt. Die Pricing Unit von Fairtrade führt dabei eine Analyse durch, bei der sich Mindestpreise und Prämien entwickeln, die dann wiederum von nationalen Fairtrade-Organisationen abgestimmt werden. Der Farmer kann seinen Kaffee dann zu diesem festgelegten Preis als Fairtrade-Kaffee verkaufen.
Dabei wird qualitativ minderwertigerer Kaffee verwendet, welcher dann zu teureren Preisen bei uns im Handel verkauft wird. Außerdem ist die Zertifizierung als Fairtrade-Farm enorm teuer. Allein der Antrag kostet 525 € woraufhin die Erstzertifizierung rund 2.300 € kostet. Gerade für kleinere Farmer in Schwellenländern ist diese Summe nicht bezahlbar, obwohl ihr Kaffee über eine herausragende Qualität verfügen würde.
Kaffeebörse - Direct Trade
Gerade für uns als Rösterei bietet der direkte Handel, also auch der direkte, freundschaftliche Kontakt mit den Farmern in den Ursprungsländern erhebliche Vorteile. Wir bekommen einen genauen Einblick über die Arbeitsweisen auf der Farm und können individuell entscheiden, ob die Farm und deren Kaffee unseren fairen & nachhaltigen Grundsätzen entspricht. Auch der Austausch über neue Methoden bei der Ernte und Aufbereitung werden uns so per direktem Wege kommuniziert, sodass wir auch im Anbau stets perfekt über sämtliche neuen Trends informiert sind. Logischerweise spielt die Kaffeebörse auch bei direktem Handel eine Rolle. Der Preis an der Kaffeebörse setzt sich an der Basis selbstverständlich auch aus Angebot & Nachfrage zusammen. Selbige Fakten spielen auch bei direktem Handel eine Rolle. Der große Unterschied dabei ist aber der Wille, einen fairen Preis für die Arbeit und hochwertigste Qualität der Rohkaffees zu bezahlen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht darin, den Preis nach unten zu drücken, sondern auf der Qualität & den Faktoren, die hinter dieser stecken.
Kaffeebörse, zertifizierter Kaffee & Direct Trade - Vor- und Nachteile!
Gehen wir nochmal zurück zum Kaffee von der Kaffeebörse. Der größte Vorteil ist definitiv der niedrige Preis, welcher durch diese Art des Handels erzeugt wird. Die Kehrseite dieser Medaille ist leider aber riesig! Nicht nur die Qualität des Börsenkaffees ist meist minderwertig und vor allem nicht rückverfolgbar, auch die Arbeit, die auf den Farmen in den Ursprungsländern kann bei diesen Preisen einfach nicht fair entlohnt werden.
Diese Problematik erkannten einige Organisationen, die sich vor allem der fairen Bezahlung für die Erzeuger widmen. Mit verschiedenen Siegeln, die alle samt unterschiedlichen Auflagen unterliegen, werden festgeschriebene Preise gesetzt, zu welchen der Rohkaffee dann an die Röstereien verkauft werden. Das bietet den Farmern Sicherheit & Konstanz. Seit geraumer Zeit wird auch noch deutlicher auf die Nachhaltigkeit und verschiedene ökologische Projekte auf den Farmen geachtet. Die Qualität des Kaffees wird aber leider außer Acht gelassen, weshalb oftmals qualitativ minderer Kaffee als Fairtrade Kaffee verkauft wird, sodass die Gewinnspanne für die Farmer steigt. Auch ist die Zertifizierung sehr teuer und nicht jeder Farmer kann sich das Siegel leisten. Zusammengefasst sind die Siegel ein guter Ansatz, der aber Stück für Stück optimiert werden sollte.
Kaffeebörse - Vorteile
Der direkte Handel bietet für uns als Rösterei die größten Vorteile. Die Abstimmung direkt mit den Farmern sorgt dafür, dass auch wir stets über Anbaumethoden, neue Varietäten sowie den zahlreichen Trends in der Aufbereitung informiert sind. Des Weiteren können wir uns durch Besuche bei den Farmen ein genaues Bild über Nachhaltigkeit und Arbeitsweisen auf den Farmen machen.
Jahrelange Geschäftsbeziehungen, die sich langfristig oftmals zu Freundschaften entwickelt haben, runden das Gesamtpaket des Direct Trade Kaffees ab. Wir wissen so genau, welche Kaffeequalität uns erwartet, welche der Farmer mit einer fairen und direkten Bezahlung, ganz ohne Zwischenhändler, belohnt bekommt.
Kaffeebörse - Nachteile
Einen kleinen Nachteil stellen die teilweise komplizierten Kommunikationswege, gerade in Schwellenländer, dar.
Diese Problematik verbessert sich aber gerade seit vergangenen Jahren durch verschiedenste Projekte.
Kaffee an der Börse bekommt durch spannende Projekte Gegenwind - Und das ist gut so!
Die dritte Kaffeewelle sorgte einst dafür, dass sortenreine Länderkaffees immer beleibter wurden. Der Blick auf Qualität und Geschmack nahm und nimmt weiter zu. Der Kaffee von der Börse wird dabei in ein immer dunkler werdendes Licht gerückt. Und womit? Mit Recht! Die Kaffee Börse spekuliert auf Bürgerkriege und negative klimatische Einflüsse. Schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Qualität der wild-gemischten Rohkaffees sorgen zudem für einen noch niedrigeren Preis des Spekulationsobjekts. Um die Menschen genau von diesem Mindset abzubringen, haben sich in den vergangenen Jahren einige Kaffeeprojekte entwickelt, die die Handelsbeziehungen, sowie den ertragreichen Anbau in den Ursprungsländern fördern, anstatt die Farmer gezielt auszunehmen.
Als Beispiele nennen wir das Community Coffee Projekt in Ruanda sowie unser ganz eigenes Projekt – Das Buenos Aires Coffee School Project in El Salvador. Mit diesen Projekten werden die Farmer an der Hand genommen und bekommen durch den vereinfachten Kontakt zu verschiedensten Handelspartnern, vertrauenswürdige und zuverlässige Partner, die den qualitätsvollen Rohkaffee zu fairen Preisen importieren.
Kaffeebörse - Fazit
Die Kaffeebörse hat mit dem eigentlichen Genussmittel Kaffee relativ wenig zu tun. Es wird mit sogenannten „Waren-Termingeschäften“ gehandelt. Der Handel an der Kaffeebörse wird aufgrund der enormen Volatilität als die Königsklasse des Tradens angesehen. Die Qualität des Kaffees spielt dabei aber eine untergeordnete Rolle. Viel mehr dreht es sich um den besten Einstiegspreis sowie den besten Verkaufspreis. Für die Erzeuger des Kaffees hat das fatale Folgen!
Um solch niedrige Preise erzielen zu können, leiden Arbeitsbedingungen, Löhne, Qualität und Nachhaltigkeit enorm, sodass ein qualitativ minderwertiger Kaffee entsteht. Verschiedene Siegel wie Fairtrade probieren diese Missstände aufzugreifen und entwickeln daher seit einigen Jahren neue Lösungen, um ein international standardisiertes System zu finden, welches Qualität & Ertrag des Kaffees steigert. Bis dieses System aber perfektioniert werden kann, müssen noch zahlreichen Stellschrauben angezogen werden. Beim direkten Handel ist man dabei schon ein Stück weiter. Der direkte Austausch und der faire Umgang mit den Farmern sorgt aktuell für die beste Kaffeequalität, sowie die Förderung der Strukturen auf den Farmen in den Ursprungsländern. Außerdem fördern zahlreiche Kaffeeprojekte dieses Bestreben und Liefern den Farmern fertige Lösungen!