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Die wichtige Rolle der Frauen im Kaffee Business

Wie so oft, leisten die Frauen einen großen Teil der Arbeit, finden dafür aber kaum Anerkennung und gerechte Bezahlung. Von leitenden Positionen auf den Kaffeefarmenoder Washing Stations ganz zu schweigen. Da herrscht klare Trennung zwischen Arbeiterinnen und Männern, die ihnen die Arbeit anschaffen und Verantwortung tragen. Es ist ja ganz oft so, dass die Männer ein Geschäft starten und leiten und dann dabei von der Familie unterstützt werden. Die Frauen helfen mit, die Arbeit zu erledigen, die Männer behalten jedoch die Entscheidungsgewalt. So ist es auch in den vielen familiären Kaffeebetrieben. Die Frauen erledigen zwar den Bärenanteil bei der Ernte und weiteren Verarbeitung, haben aber kaum Kontrolle über Ernteerlöse. Auch strukturell werden die Interessen von Frauen im Kaffee kaum beachtet.

Internationale Frauenförderverbände im Kaffeehandel

Nicht zuletzt da das Thema international immer mehr Beachtung findet, gibt es mittlerweile Verbände, die an der Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen und an mehr Mitwirkung durch Frauen arbeiten. Dazu sind allerdings auch Schulungen und weitergehende Informationen, die über rein fachspezifische Themen hinausgehen, notwendig. Der Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten ist ganz entscheidend für die Weiterentwicklung von Frauen. Das gilt natürlich generell, aber umso mehr für Frauen, denen die Notwendigkeit für Schulbildung in vielen Ländern abgesprochen wird.

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Frauen im Kaffee Business - Mehr Rechte, mehr Bildung, mehr Geld

Die Arbeit der Verbände dient maßgeblich zur Verbesserung der Rechte für die Frauen und ihre soziale und wirtschaftliche Unterstützung. Dabei hilft der Zugang zu Krediten, Informationen und Infrastruktur, um Frauen an Entscheidungsprozessen beteiligen zu können. Das International Trade Center (ITC) beispielsweise unterstützt die Easter African Fine Coffees Association (EAFCA) mit Entwicklungsprogrammen in 11 Ländern. Women in Coffee (IWCA), eine führende Organisation für den Informationsaustausch und die Schulung von Frauen, die hauptsächlich in Mittelamerika tätig ist, koordiniert auch Konferenzen speziell für Frauen.

Eine andere der wenigen aktiven Vereinigungen, die Café Femenino Foundation, unterstützte zunächst arme Gemeinden in Peru. Mittlerweile agiert sie in rund zehn Ländern Lateinamerikas. Das Coffee Quality Institute (CQI) hat in der Vergangenheit wichtige Entwicklungen vorgenommen. CQI fördert Führungstrainings für Frauen, indem es Mentorinnen aus den USA mit Stipendiaten in Mittel- und Südamerika zusammenbringt.

Von den Frauenverbänden im Kaffeesektor Mittelamerikas sind die größten und bekanntesten: die Alianza de Mujeres und das Café de Costa Rica, Mujeres en Café de Guatemala und Flores del Café – Movimiento de Mujeres in Nicaragua. In einigen anderen Ländern gibt es kleine nationale oder regionale Frauengruppen, darunter Mexiko, Kolumbien, Peru, Kenia und Indien.

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Die Rolle der Frau ist von Region zu Region unterschiedlich

Die Rolle der Frau im Kaffee Business ist von Land zu Land und sogar innerhalb der einzelnen Länder sehr unterschiedlich. In Vietnam beispielsweise machen Frauen etwa 50 % der Händler im Land aus, was deutlich mehr ist als in anderen Ländern. In Brasilien, wo ein Drittel des weltweiten Kaffees produziert wird, gibt es aufgrund des hohen Niveaus der mechanisierten Landwirtschaft einen sehr geringen Prozentsatz von Frauen in Feldarbeit und Ernte. Mexiko ist ein Beispiel für eine signifikante Variation der Rolle von Frauen im Kaffee von einer Region zur anderen.

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Viel Arbeit, wenig Geld & keine Mitsprache

Eine Studie vom Internationalen Handelsforum zeigte jedoch trotz der vielen Bemühungen, dass Frauen im Kaffee Business zwar weiterhin den größten Teil der Arbeit auf einer Kaffeefarm erledigen, einschließlich Ernte und Verarbeitung. Sehr wahrscheinlich sind sie allerdings nicht am geschäftlichen Ende der Lieferkette beteiligt. Zum Beispiel, wenn es um Zertifizierungen, Handel, Marketing und Transport geht. Das Ergebnis ist, dass Frauen im Kaffee Business zwar mehr Arbeit leisten, Männer jedoch eine bessere Kontrolle über geschäftliche Entscheidungen und Finanzen haben. Daher halten Männer typischerweise einen größeren Anteil bzw. den Hauptanteil am Gewinn.

In einer Studie der Speciality Coffee Association of America (SCAA) von 2015 wurde festgestellt, dass Frauen im Kaffee Business gerade einmal zwischen 3 % bis maximal 20% der Ländereien in Entwicklungsländern besitzen. Nicht selten ist es Frauen sogar gesetzlich verboten Eigentum zu erwerben.

Und selbst da, wo es erlaubt ist, haben Frauen mit Einschränkungen zu kämpfen. Zum Beispiel müssen Frauen oft entweder verheiratet sein oder die Erlaubnis ihres Mannes haben, um Land kaufen zu können. Zudem haben Frauen meist kleinere Grundstückeals Männer oder auch Land von geringerer Qualität, nicht zuletzt deswegen, weil sie schlechteren Zugang zu finanziellen Mitteln haben.

Häufig sind Frauen auch schlechter in Gesundheitsversorgung, Bildung, Ausbildung und Unternehmensnetzwerke eingebunden. All dies wirkt sich auch auf die Qualität und Quantität der produzierten Kaffeebohnen aus.

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Schlecht versorgt, schlecht vernetzt, schlecht geschützt

Eine Studie aus dem Jahr 2018 über ostafrikanische Kaffeeproduktionsländer ergab einen durchschnittlichen Lohnunterschied von 39 % zwischen Männern und Frauen. Oft sind Frauen nicht in der Lage sich den Genossenschaften anzuschließen, um ihren Kaffee zu vermarkten, weil sie kein Land besitzen oder sich die Gebühren nicht leisten können. Dies bedeutet wiederum, dass weniger Frauen Machtpositionen erreichen, um politische Änderungen vorzunehmen.

Und auch das Thema sexuelle Übergriffe macht vor Kaffeefarmen nicht Halt. Es ist zwar schwer Daten zu diesem Thema zu sammeln, da viele Frauen solche Vorfälle gar nicht melden, auch aus Angst vor Repressalien. Aus Erzählungen und kleinen Studien verschiedener Regionen lässt sich jedoch schließen, dass sexuelle Übergriffe gerade für Wanderarbeiter ein besonders großes Problem sind.

Wie läuft es für die Frauen in den Importländern?

Und auch bei der Veredelung des Rohkaffees in den Importländern, beim Rösten und Brühen des Kaffees überwiegen immer noch die männlichen Kollegen. Das, obwohl in den Industrieländern die Frauenrechte und die Geschlechtergerechtigkeit schon deutlich weiter sind als in den Anbauländern. Andererseits ist es ja auch in den Industrieländern leider Tatsache, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen. Die Kaffee-News-Seite Perfect Daily Grind berichtet, dass Artikel zum Thema Röstung die größte geschlechtsspezifische Kluft in der Leserschaft aufweisen und dass bisher noch keine Frau die World Coffee Roasting Championships (WCRC) gewonnen hat.

Schwere Arbeit & fehlende Vorbilder

Die Anbauregion Sidamo im Jemen erstreckt sich über ein großes Gebiet im fruchtbaren Hochland südlich des Awasasees. Es besteht aus über 20 verschiedenen Verwaltungsbereichen, „Woredas“ genannt, mit unterschiedlichen Mikroklimata und Höhenlagen. Dementsprechend gibt es eine große Auswahl an Varietäten und Tassenprofilen, die als Sidamo gekennzeichnet sind. Die Sidamo-Region ist neben Harrar und Yirgacheffe eine von drei markenrechtlich geschützten Kaffeeregionen in Äthiopien. Bekannt sind sie für ihre perfekten klimatischen Bedingungen für Kaffee, in Form von Höhenlagen zwischen 1.500 und 2.200 Metern über dem Meeresspiegel, reichlich Niederschlag, optimaler Temperatur und nahrhaften Böden.

Rund 60% der Kaffees der Region werden gewaschen. Aber auch einige besondere sonnengetrocknete Kaffees kommen aus Sidamo. Hier sind mehr als 50 Genossenschaften sowie viele private Kaffeebauern aktiv, die ihre Kaffees zu über 200 Washing Stations bringen können. Sidamo ist zwar eine angesehene Anbauregion, aus der qualitativ sehr hochwertige Kaffees kommen können. Es gibt aber aufgrund der immensen Menge auch große Qualitätsunterschiede. Die besonderen Qualitäten haben knackige Säure mit raffinierter Süße, Blumen- und Zitrusnoten und einen eleganten Nachgeschmack.

She's the roaster - Frauen an den Röster

Als Reaktion darauf gründete das Roasters Guild Event Committee mithilfe der Specialty Coffee Association „She’s The Roaster“. Diese Bewegung und der damit verbundene Hashtag (#shestheroaster) zielen darauf ab, Frauen in der Kaffeeindustrie zu fördern und zu ermutigen professionelle Kaffeeröster zu werden. Scheinbar hat es schon ein wenig Erfolg, denn an den WCRC nehmen immer mehr Frauen teil. In der Barista-Szene sieht man zwar immer noch deutlich mehr Jungs als Mädels hinter der Kaffeemaschine, langsam, aber sicher werden es jedoch immer mehr weibliche Baristi, die zudem bei entsprechenden Wettbewerben mitmachen.

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Warum sollten wir die Gleichstellung der Geschlechter fördern?

Natürlich sollten wir die Gleichstellung der Geschlechter um ihrer selbst willen fördern. Frauen verdienen die gleichen Chancen wie Männer. Es gibt aber auch viele andere, konkrete Gründe dafür. Zum einen könnten wir noch mehr, noch besseren Kaffee trinken. Durch den Zugang zu Land, Finanzmitteln und Bildung könnten Frauen die landwirtschaftliche Produktion um bis zu 30 % steigern und so ihren Beitrag zu noch mehr gutem, sorgfältig verarbeiteten Kaffee leisten.

Mit neu erlangtem Einfluss und Rechten steigt die Motivation der Frauen, ihre Arbeit noch gewissenhafter zu erledigen. Denn wer weiß, wofür gewisse Maßnahmen gut sind (nämlich für die Verbesserung der Ernte- und Kaffeequalität) und wer davon auch selbst einen Nutzen hat (höhere Einnahmen), der ist auch motivierter, entsprechenden Zusatzaufwand auf sich zu nehmen.

Mit dem Zugang zu Technologie, Bildung und Ausbildung wird auch die Qualität des Anbaus verbessert. Es gibt bereits Fallstudien aus denen hervorgeht, dass Kaffeebäuerinnen ihre Ernte deutlich verbessert haben, nachdem sie Zugang zu denselben Unterstützungen wie ihre männlichen Kollegen erhalten hatten.

Zweitens hat sich gezeigt, dass die Bereitstellung von Geld und Entscheidungsbefugnissen für Frauen in Entwicklungsgebieten, ob in der Kaffeeindustrie oder woanders, das gesamtwirtschaftliche Wachstum in ländlichen Gebieten fördern. Im Vergleich zu Männern investieren Frauen ihre Einnahmen eher in Dinge wie Ernährung, Schulgeld, Gesundheitsfürsorge und Verbesserungen im Haushalt.

Durch die Unterstützung der Frauen und die Förderung der Gleichberechtigung profitieren also nicht nur die Frauen selbst, sondern ganze Regionen und Länder und am Ende auch Konsumenten. Will man die wachsende Nachfrage nach immer besserer Kaffeequalität stillen, muss man in Förderung investieren und angemessene Preise zahlen.