In den Wirren von Fair Trade, Direct Trade, Direkthandel und anderen Siegeln wird viel durcheinandergeworfen. Nur die Wenigsten wissen die unterschiedlichen Begrifflichkeiten richtig einzuordnen. Für uns spielt der direkte Handel eine große Rolle. Je weniger Zwischenstufen ein Rohkaffee nehmen muss, desto besser ist es nicht nur für den Produzenten, sondern auch für uns als Empfänger der Ware. Von unseren Kaffees wissen wir genau, woher sie kommen. Nicht nur das Herkunftsland oder die Region, sondern die konkrete Farm oder Kooperative, sowie die Art der Ernte und der Weiterverarbeitung sind für uns klar nachvollziehbar.
Eine derart exakte Zurückverfolgbarkeit entsteht nicht von allein. Um so viel Einblick zu erhalten ist Beziehungspflege das A und O. Über viele Jahre hinweg besuchen wir unsere Partner in den Ursprungsländern nun schon und konnten so Vertrauen und eine Beziehung aufbauen, die diesen Einblick möglich macht.
Die Grenzen von Direct Trade
Bei allem guten Willen zu direct trade, ist dies mit manchen Ländern gar nicht uneingeschränkt möglich. Dort, wo die Kaffeekirschen in kleinen Mengen bei Privatleuten oder Bauern mit ganz kleiner Fläche wachsen, werden sie zur weiteren Verarbeitung zu washing stations gebracht. In diesen Fällen hat man die direkten Beziehungen dann eher zu den Besitzern dieser washing stations oder den Verantwortlichen der Kooperativen, denen die Bauern sich angeschlossen haben.
Direct Trade - Zwischenhändler als Backup
Wenn uns der direkte Draht zu den Bauern oder auch zu den Kooperativen für eine bestimmte Region mal fehlt, haben wir immer noch Kaffeehändler an der Hand, deren Empfehlungen wir seit vielen Jahren trauen, weil sie nach den gleichen Prinzipien auswählen und arbeiten wie wir.
Direct Trade hat viele Kompontenten
Gibt es jedoch die direkten Beziehungen mit den Kaffeebauern oder Plantagenbesitzern, können sie im besten Fall sogar viele Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf neue Anbau- und Verarbeitungsformen eröffnen.
Direct Trade - Vor Ort sein, zuschauen, mitmachen
Sind wir vor Ort, können wir uns nicht nur mit den Kaffeebauernaustauschen, sondern auch direkt nachvollziehen, wie der Kaffee angebaut wird, wie die Prozesse laufen, wie die Stimmung ist und wo es vielleicht auch Verbesserungspotenzial gibt. Für uns selbst ist es ebenso wichtig, bei den Arbeitsschritten nicht nur dabei zu sein, sondern auch selbst Hand anzulegen. Nur was man selbst gemacht hat, kann man wirklich begreifen und nachvollziehen. Das hilft uns auch, Verständnis für eventuelle Schwierigkeiten und Widrigkeiten aufzubringen und die Arbeit der Kaffeebauern umso mehr wertzuschätzen.
Direct Trade bietet Vorteile für die Coffee Producer
Direkte Handelsbeziehungen können die Arbeit aber auch für die Produzenten selbst besser planbar machen. Denn sie wissen, da ist jemand, der das Produkt auf jeden Fall kaufen möchte. So kann man als Produzent auch Dinge wagen und mithilfe der Unterstützung des Importeurs oder Rösters neue Verarbeitungsformen ausprobieren und in bessere Infrastruktur und Prozesse investieren. Im Austausch mit den Abnehmern erhalten auch die Produzenten einen Einblick in Trends und Bedürfnisse der Importländer und können ihr Angebot entsprechend anpassen. Auf beiden Seiten entsteht mehr Verständnis für die jeweils andere Position. Nicht nur die Qualität und die Abläufe können optimiert werden, sondern auch die entstehenden Kosten für Produktion und Export werden nachvollziehbarer.
Direct Trade sorgt für bessere Ware
Der Produzent weiß genau für wen er sich anstrengt. Dadurch erhöht sich der Anreiz die Sache wirklich gut zu machen. Schließlich führt die verbesserte Qualität zu einem höheren Preis und höhere Einnahmen münden in mehr Erfolg und Ansehen. Das Modell kann dann wiederum Vorbild für benachbarte Bauern werden. So kann sich die Waren- und Lebensqualität einer ganzen Region steigern. Vielen Abnehmern wird durch engere Handelsbeziehungen bewusster, dass sie durch angemessene, höhere Preise nicht nur in Bohnen-, sondern auch in Lebensqualität der Bauern und ihrer Familien investieren. Außerdem können die Röster spezielle Wünsche äußern und wissen, welche Ware sie von ihrem Produzenten erwarten können.
Direct Trade birgt auch Risiken
Aber auch ganz ohne böse Absicht können im direkten Kontakt zwischen Händler und Käufer Probleme entstehen. Beispielsweise wenn eine Ernte nicht der zugesagten Qualität entspricht. Der Abnehmer kann entweder auf einen niedrigeren Preis drängen oder die Annahme sogar verweigern. Für den Produzenten heißt das, er muss nach anderen Vertriebswegen suchen, um Einnahmeausfälle zu vermeiden. Nicht weniger problematisch ist es natürlich, wenn der Röster nicht die erwartete Menge und Qualität bekommt, die vereinbart wurde. Auch der direkte Handel ist also nicht ganz ohne Risiken. Kaffee ist nun mal ein landwirtschaftliches Produkt. Da kann immer etwas passieren. Leider wird in Industrieländern gerne mit dem Schlagwort Direkthandel geworben, ohne die entsprechenden Konsequenzen tragen zu wollen.
Kontrolle durch Cupping
Um uns von der guten Qualität der Kaffees zu überzeugen, verkosten wir viel. Beim sogenannten Cupping werden die Kaffees auf Geschmack und Güte verkostet und ausgewählt. Dies wird direkt bei unseren Besuchen vor Ort bei den Kaffeeproduzenten gemacht. Und wenn wir nicht vor Ort sind, bekommen wir Grünkaffeeproben in die Rösterei geschickt.
Je weniger Zwischenstationen beteiligt sind, desto schneller kann die Logistik des Grünkaffees von statten gehen. Zudem nimmt die Verbindlichkeit zu, Verträge einzuhalten.
Sind Verbraucher bereit mehr für Direct Trade zu bezahlen?
Und am Ende gibt es natürlich auch noch die Verbraucher, die mit der Wahl eines direkt gehandelten Kaffees und dem damit verbundenen, höheren Preis, ihren Beitrag dazu leisten, dass bessere Handelsbeziehungen überhaupt erst geführt werden. Wo keine Nachfrage, da kein Angebot. Direkter Handel führt auch beim Käufer zu mehr Bewusstsein. Wenn ein Produkt explizit direkt gehandelt ist, was ist dann mit all den anderen? Wie viele Schritte liegen da zwischen Hersteller und Konsument?
Direct Trade dient nur Marketingzwecken?
Natürlich ist das Werben mit direktem Handel auch ein gutes Marketinginstrument und entspricht nicht immer ganz den Tatsachen. Beim Fairtrade-Siegel verdienen auch viele mit und der höhere Preis kommt nur in Teilen beim Produzenten an. Schau mal hier.
Doch bloß, weil sich direkter Handel und seine Geschichten für Marketing eignen und es den Röstern hilft, bessere Qualität auch teurer zu verkaufen, sollte man die positiven Auswirkungen auf die Lieferkette nicht pauschal abwerten. Wichtig ist wie bei allem gute Information und ehrliche Kommunikation, damit die Verbraucher mehr über das Produkt und seine Hintergründe erfahren. Im Idealfall machen sie sich Gedanken und wägen ihr Konsumverhalten entsprechend ab. So entsteht mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Qualitätsbewusstsein.
Wir werden uns auch weiterhin bemühen, unsere engen Handelsbeziehungen in die Ursprungsländer zu pflegen und gute Qualität angemessen zu bezahlen. #staywild!