French Press Verhältnis: Die optimale Brew-Ratio je Röstgrad
Die Brew-Ratio ist der einfachste Hebel für konstant guten French-Press-Kaffee. Mit dem richtigen Kaffee-Wasser-Verhältnis legst du Stärke, Körper und Klarheit fest – passend zu Bohne, Röstgrad und persönlichem Geschmack. In diesem Leitfaden erfährst du, was 1:15–1:17 konkret bedeutet, warum die Immersionsmethode besondere Regeln hat und wie du deine Kaffeemenge in der French Press schnell in Gramm pro Liter umrechnest. Dazu gibt’s Empfehlungen je Röstgrad, Stellschrauben für Mahlgrad, Ziehzeit und Temperatur, häufige Fehler samt Fixes und einen kompakten Mini-Kaffeerechner.
Brew-Ratio kurz erklärt: Was bedeutet 1:15–1:17?
Die Brew-Ratio beschreibt das Verhältnis von Kaffee zu Wasser. Ein Verhältnis von 1:16 bedeutet: 1 Teil Kaffee auf 16 Teile Wasser. Praktisch ausgedrückt sind das etwa 62–63 g Kaffee pro 1 Liter Wasser. Für die Brew Ratio French Press hat sich ein Bereich von 1:15 bis 1:17 bewährt.
- 1:15 ≈ kräftiger, mehr Körper, potenziell weniger Klarheit
- 1:16 ≈ ausgewogen, oft idealer Startpunkt
- 1:17 ≈ leichter, klarer, weniger Körper
Merke: Eine Ratio ist ein Startpunkt – feintunen solltest du mit Mahlgrad, Ziehzeit und Temperatur.
So beeinflusst die Brew-Ratio Stärke, Körper und Klarheit
- Stärke: Weniger Wasser (niedrigere Ratio) erhöht die Konzentration, der Kaffee wirkt kräftiger.
- Körper: Höhere Kaffeemenge plus Metallfilter der French Press ergeben ein ölreicheres, volleres Mundgefühl.
- Klarheit: Höhere Ratio (mehr Wasser) und längere, ruhige Extraktion bringen oft mehr Klarheit – solange nicht unterextrahiert.
- Extraktionsgrad: Bei gleicher Zeit und Temperatur führt mehr Wasser häufig zu etwas geringerer Konzentration, aber nicht unbedingt zu geringerer Extraktion – das Zusammenspiel zählt.
Besonderheiten der French Press (Immersion) vs. Pour-Over
Die French Press ist eine Immersionsmethode: Kaffee und Wasser ziehen vollständig miteinander, statt in einem Filterbett zu perkolieren. Das verändert, wie Ratio, Mahlgrad und Ziehzeit wirken.
- Komplette Immersion bedeutet gleichmäßige Benetzung und Wärmeverteilung – gut für reproduzierbare Ergebnisse.
- Der Metallfilter lässt Öle und feine Partikel durch: mehr Körper, weniger Filtrationsklarheit als bei Papierfiltern.
- Agitation (Umrühren) und Ruhephasen beeinflussen Partikelverteilung und Klarheit des Ergebnisses.
Warum die Partikeldichte und der Filterkorb das Ergebnis prägen
Im Metallfilter verbleiben nur die gröbsten Partikel. Fines (feinste Partikel) können in der Tasse landen und den Körper erhöhen – mit Risiko auf „Schlammigkeit“.
- Gleichmäßiger, grober Mahlgrad reduziert Fines und macht die Tasse sauberer.
- Ein ruhiges Ziehen (wenig Bewegung) lässt Fines sedimentieren; vorsichtiges Absenken des Stempels bewahrt Klarheit.
- „Crust break and skim“: Nach 3–4 Minuten die Kruste aufbrechen, Schaum/Fines abschöpfen – das sorgt für balanciertere, klarere Tassen.

Empfohlene Verhältnisse nach Röstgrad
Röstgrad beeinflusst Löslichkeit. Hellere Röstungen sind dichter und lösen schlechter, dunklere lösen schneller. Passe daher die Kaffee Wasser Verhältnis French Press entsprechend an.
Hell: 1:14,5–1:16 für mehr Extraktion
Helle Filterröstungen brauchen tendenziell etwas mehr Kaffee bzw. eine niedrigere Ratio, damit Süße und Frucht voll zur Geltung kommen.
- Start: 1:15 (≈ 67 g/L), bei sehr heller Röstung 1:14,5 (≈ 69 g/L)
- Mahlgrad: eher mittel-grob statt sehr grob, um Unterextraktion zu vermeiden
- Ziehzeit: 4:30–5:00 Minuten
- Geschmack: lebendige Säure, klare Süße, strukturierter Körper
Mittel: 1:15–1:17 als ausgewogener Standard
Mittlere Filterröstungen sind am flexibelsten und funktionieren hervorragend zwischen 1:15 und 1:17.
- Start: 1:16 (≈ 62–63 g/L)
- Mahlgrad: grob, konsistent
- Ziehzeit: 4:00–4:30 Minuten
- Geschmack: balanciert zwischen Körper, Süße und Klarheit
Dunkel: 1:16–1:18 für weniger Bitterkeit
Dunkle Röstungen lösen sehr schnell. Mehr Wasser (höhere Ratio) und etwas kürzere Ziehzeit zähmen Bitternoten.
- Start: 1:17 (≈ 59 g/L), für sehr dunkle 1:18 (≈ 56 g/L)
- Mahlgrad: grob bis sehr grob
- Ziehzeit: 3:45–4:15 Minuten
- Geschmack: schokoladig, wenig Bitterkeit, angenehm rund
Praktische Umrechnung: Gramm-pro-Liter und Portionsgrößen
Denke in Gramm pro Liter Kaffee, dann lässt sich jede Menge schnell skalieren. Grundwerte:
- 1:15 → 66,7 g/L
- 1:16 → 62,5 g/L
- 1:17 → 58,8 g/L
Rechenweg: Dosis (g) = Wassermenge (ml) / Ratio. Beispiel: 500 ml bei 1:16 → 500 / 16 = 31,25 g → 31–32 g.
Beispiele: 250 ml, 500 ml, 1 L und 1,5 L
- 250 ml bei 1:16 → ca. 15–16 g (hell: eher 16 g; dunkel: eher 14–15 g)
- 500 ml bei 1:16 → ca. 31–32 g
- 1 L bei 1:16 → ca. 62–63 g
- 1,5 L bei 1:16 → ca. 94–95 g
Tipp: Durch Ausdehnung und Retention bleibt nach dem Pressen etwas Wasser im Kaffeekuchen – plane bei sehr präzisen Zielmengen einen kleinen Puffer ein (+5–10%).

Mahlgrad, Ziehzeit, Temperatur: die Stellschrauben
Dein French Press Mahlgrad, die French Press Ziehzeit und die Temperatur wirken zusammen. Nutze diese Einstellungen, um die Ratio fein abzustimmen, statt sie ständig stark zu verändern.
- Mahlgrad: grob bis sehr grob; gleichmäßige Partikel sind wichtiger als „extrem grob“.
- Ziehzeit: 4:00–5:00 Minuten je nach Röstgrad und Ratio.
- Temperatur: 92–96 °C; hell gern heißer, dunkel eher moderat.
Coarser Grind, 4:00–5:00 Minuten, 92–96 °C
- Vorheizen: Kanne mit heißem Wasser vorwärmen.
- Dosis abwiegen: z. B. 31 g für 500 ml bei 1:16.
- Wasser aufgießen: 92–96 °C, vollständig benetzen.
- Rühren: 1–2 sanfte Umdrehungen für gleichmäßige Extraktion.
- Ziehen lassen: 4:00–5:00 Minuten (an Röstgrad anpassen).
- Crust break und skim: Kruste aufbrechen, Schaum/Fines abschöpfen.
- Pressen: Stempel langsam, ohne Druck bis knapp über den Kaffeesatz.
- Servieren: Sofort umfüllen oder direkt einschenken, um Nachziehen zu vermeiden.
Wenn die Tasse trotz korrekter Ratio dumpf wirkt, prüfe Mahlgrad (gleichmäßiger!), Agitation (weniger) und Ruhe (länger sedimentieren lassen).
Bohnenwahl: Welche Kaffees eignen sich für die French Press?
Die French Press mag aromatische, klare Filterröstungen mit mittlerem bis hellem Röstprofil. Die Öle und feinen Partikel betonen Süße und Textur – ideal für schokoladig-nussige Profile, aber auch für fruchtige, florale Kaffees, wenn Ratio und Technik sitzen.
- Helle Röstungen: mehr Aroma-Potenzial, verlangen präzise Ratio und etwas heißeres Wasser.
- Mittlere Röstungen: sehr vielseitig, „No-Brainer“ für Alltag und Gäste.
- Sehr dunkle Röstungen: können in der French Press schnell bitter wirken – Ratio erhöhen und kürzer ziehen lassen.
Sensorik-Tipps je Herkunft und Röstprofil
- Äthiopien (gewaschen): florale, zitrische Noten; 1:15,5–1:16,5, heißere Temperatur.
- Äthiopien (natural): rote Früchte, volles Mundgefühl; 1:16 für Balance, sanfter rühren.
- Kenia: saftige Beeren, hohe Säure; 1:16–1:17 für Klarheit und Struktur.
- Mittel-/Südamerika (z. B. Kolumbien, Guatemala): kakao-nussig; 1:15,5–1:16 als Standard.
- Brasilien: weich, süß; 1:16–1:17 für klare, schokoladige Tassen.
- Indonesien: würzig, erdig; 1:16–1:17, um Bitternoten zu zähmen.

Häufige Fehler und schnelle Fixes
Fehlerbilder lassen sich meist mit kleinen Ratio-Anpassungen und Technik-Checks beheben.
Zu bitter, zu dünn, schlammig – so korrigierst du die Ratio
- Zu bitter/adstringent:
- Ratio erhöhen (z. B. 1:16 → 1:17)
- Mahlgrad gröber, Ziehzeit kürzer
- Temperatur senken (z. B. 94 → 92 °C)
- Zu dünn/wässrig:
- Ratio senken (z. B. 1:16 → 1:15,5)
- Mahlgrad minimal feiner, Ziehzeit verlängern
- Stärker rühren ist kein Ersatz – sauberer Mahlgrad ist entscheidend
- Schlammig/trüb:
- Mahlgrad gleichmäßiger und tendenziell gröber
- Nach 3–4 Minuten Kruste brechen und Schaum/Fines abschöpfen
- Stempel langsam führen, Tasse sofort umfüllen
- Flach/langweilig:
- Hellere Röstung wählen oder Ratio minimal senken (mehr Kaffee)
- Heißer brühen (bis 96 °C), leichte Agitation
Mini-Kaffeerechner (Formel) für konstante Ergebnisse
Mit einer simplen Formel triffst du deine Zielmenge je nach Ratio auf den Punkt – perfekt für die Kaffeerechner Umrechnung unterwegs.
Schritt-für-Schritt: Zielmenge, Ratio, Dosis
- Bestimme deine Zielmenge Wasser (ml): z. B. 750 ml.
- Wähle die Ratio passend zum Röstgrad: z. B. 1:16 für mittel.
- Rechne: Dosis (g) = Wassermenge (ml) / Ratio → 750 / 16 = 46,9 g → runde auf 47 g.
- Feintuning:
- Unterextraktion (sauer/dünn) → etwas feiner oder 2–3 g mehr Kaffee bzw. 15–30 s länger ziehen.
- Überextraktion (bitter/herb) → etwas gröber oder 2–3 g weniger Kaffee bzw. 15–30 s kürzer ziehen.
- Konstanz sichern:
- Nutze eine Waage und einen Timer.
- Protokolliere Bohne, Röstgrad, Ratio, Mahlgrad, Zeit und Temperatur.
Praxis-Tipp: Wenn du die tatsächliche Tassenmenge statt der Wassermenge steuern willst, berücksichtige, dass im Kaffeesatz Flüssigkeit verbleibt. Ein grober Richtwert sind 1,8–2,2 g Retention pro Gramm Kaffee.
Weiter geht’s: Teste ein bis zwei Ratios mit deiner Lieblingsbohne, notiere Mahlgrad, Zeit und Temperatur, und justiere in kleinen Schritten. Wenn du deinen Sweet Spot gefunden hast, skaliere mit der Gramm-pro-Liter-Denke auf jede Portionsgröße – so wird dein French Press Verhältnis zum zuverlässigen Rezept, egal ob 250 ml Solo-Tasse oder 1,5 L für den Brunch. #staywild




