Entkoffeinierter Kaffee Ausschnitt Etikett

Entkoffeinierter Kaffee: Gibt es eigentlich entkoffeinierten Specialty Coffee?

Was tun, wenn uns ein Getränk schmeckt, aber uns nicht guttut? Einfach nicht konsumieren wäre die einfachste Möglichkeit, aber so leicht gibt der Mensch nicht auf. Deshalb gibt es mittlerweile alkoholische Getränke ohne Alkohol, Milch ohne tierische Bestandteile und entkoffeinierter Kaffee. Und um den geht es hier. Was dabei genau passiert und welche Methoden es gibt und wie sich diese Methoden auf den Geschmack auswirken. Wir verraten es dir.

 

Entkoffeinierter Kaffee – was ist das genau?

Was also ist entkoffeinierter Kaffee? Das ist Kaffee, dem meist noch vor dem Rösten, das Koffein entzogen wird. Dazu unterläuft der Rohkaffee einem meist komplizierten Prozess, der die Bohnen von der Substanz Koffein befreit. Dazu gibt es viele verschiedene Prozesse, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Fest steht, dass in Deutschland Kaffee sich als entkoffeiniert bezeichnen darf, wenn weniger als 0,1 Prozent Koffein darin enthalten sind. Das funktioniert nicht in einem Entkoffeinierungs-Durchlauf. Deshalb wird Rohkaffee meist mehrfach entkoffeiniert – zumindest für den deutschen Markt, denn andere Länder sind weniger streng, was den Koffeingehalt von Decafe angeht.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Roselius-Verfahren

Das erste – zumindest kommerziell genutzte – Verfahren, um Kaffee von Koffein zu befreien ist das Roselius-Verfahren. Benannt wurde es nach seinem Entwickler Ludwig Roselius. Entwickelt hatte er das Verfahren von 1903 bis 1905, weil sein zuvor verstorbener Vater, sehr viel Kaffee konsumiert hatte. So hatte Roselius den Verdacht, dass der Vater an einer Koffeinvergiftung gestorben war. Bei diesem Verfahren werden die Kaffeebohnen mit Salzwasser aufgequollen und dann wird das Koffein mithilfe eines Lösungsmittels entzogen. Anfangs verwendete man dafür das krebserregende und giftige Benzol – das ist auch der Grund, warum dieses Verfahren in genau dieser Form heute nicht mehr zum Einsatz kommt.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Schweizer-Wasser-Prozess 

Entkoffeiniert-Chemisch-Wildkaffee

Ende der 1970er-Jahre hat die Swiss Water Decaffeinated Coffee Company das folgende Verfahren entwickelt: Man nimmt die Kaffeebohnen und behandelt sich so lange mit heißem Wasser, bis das gesamte Koffein und andere Bestandteile im Wasser gelöst sind. Die Bohnen aus diesem Schritt werden entsorgt, das koffeinhaltige Wasser läuft durch einen Aktivkohlefilter und der holt das Koffein aus dem Wasser. Dem jetzt koffeinfreien Wasser werden neue Bohnen hinzugefügt. Das das Wasser alle anderen Bestandteile des Kaffees noch hat, wird den neuen Bohnen nur das Koffein entzogen. Das wird so lange wiederholt, bis der richtige Grad beziehungsweise die richtige Prozentmenge an Restkoffein in den Bohnen drin ist. Dann werden die Bohnen getrocknet.
Die Nachteile bei diesem Verfahren sind hohe Kosten – vor allem, weil das extrahierte Koffein nicht wie bei anderen Verfahren noch verwendet beziehungsweise verkauft werden kann, denn es ist in den Aktivkohlefiltern fest verbunden. Außerdem sagen einige Kaffee-Experten, dass gewisse Nuancen des Kaffees unter diesem Verfahren leiden. Weltweit arbeiten nur noch wenige Werke mit diesem Verfahren.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Direktes Verfahren

Beim sogenannten direkten Verfahren lässt man die grünen Kaffeebohnen in Wasserdampf aufquellen. Danach wird ein Lösungsmittel, oft Dichlormethan oder Ethylacetat, genommen und die Bohnen darin mehrere Stunden gelagert. Dies entzieht den Bohnen das Koffein. Das Lösungsmittel wird danach abgegossen und mögliche Reste der Mittel verschwinden dann bei der Trocknung der Bohnen. Bei Dichlormethan sollte man besonders darauf achten, alle Reste zu entfernen, da es im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Insgesamt ist das direkte Verfahren ein recht preiswertes Entkoffeinierungs-Verfahren.

 

Entkoffeinierter Kaffee EA Sugarcane-Verfahren

Das EA Sugarcane-Verfahren ist auch eine direkte Methode, hier wird jedoch ein natürliches Lösungsmittel verwendet. EA steht für Ethylacetat und in diesem Fall wird es aus Zuckerrohr gewonnen und ist somit ein natürlicher und nicht schädlicher Stoff. Außerdem bleiben mit diesem Verfahren fast alle Aromastoffe im Kaffee enthalten und man schmeckt kaum einen bis gar keinen Unterschied zwischen Entkoffeinierten und normalem Kaffee. Unser Entkoffeinierter ist mit diesem verfahren hergestellt.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Indirektes Verfahren

Das indirekte Verfahren funktioniert auch mit Extraktionsmitteln wie Dichlormethan oder Ethylacetat. Jedoch werden erst alle wasserlöslichen Komponenten des Kaffees mit heißem Wasser aus den Bohnen herausgeholt. Mithilfe der Extraktionsmittel wird dann diese Lösung von Koffein befreit.  Dann wird die entkoffeinierte Lösung mit neuen Bohnen erhitzt und entzieht den Bohnen nur das Koffein, um das Löslichkeitsgleichgewicht herzustellen. Dieses Verfahren gleicht vom Prozess her dem Schweizer-Wasser-Verfahren, verwendet aber andere Lösungsmittel.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Kohlenstoffdioxid-Verfahren

Bei diesem Verfahren werden die Bohnen mit Wasserdampf vorbehandelt. Dann werden sie unter Druck, 73 bis 300 bar, mit überkritischem CO2 gespült. Dadurch wird das Koffein gelöst und herausbefördert. Dann verdampft das Kohlenstoffdioxid und es bleibt das reine Koffein übrig. Das wird so lange wiederholt, bis die Bohnen die gewünschte Restmenge an Koffein haben. Anschließend werden die Bohnen schonend getrocknet, damit man sie rösten kann. 


Wildkaffee Packung Entkoffeinierter Kaffee

Was bedeutet überkritisches CO2? Das bedeutet, dass das Kohlenstoffdioxid, das eigentlich ein Gas ist, in „flüssiger“ Form vorliegt. Der kritische Punkt an Druck und Temperatur wird überschritten, was den Aggregatszustand des Gases verändert. Dadurch kann man die Bohnen mit CO2 spülen und es entwickelt sogar einen sehr gute Lösemitteleigenschaft. Vorteile dieses Verfahrens sind, dass das Kohlenstoffdioxid ungiftig ist und auch restlos wieder entfernt wird. Außerdem bleibt reines Koffein übrig, dass zum Beispiel für medizinische Zwecke verwendet werden kann.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Triglycerid-Verfahren

Auch das Triglycerid-Verfahren ist nachhaltig, da es nur einen Durchgang benötigt, um den Kaffee zu entkoffeinieren. Der Rohkaffee wird in einer heißen Wasser-Kaffee-Lösung behandelt, wodurch das Koffein an die Oberfläche der Bohnen wnadert. Dann werden diese Bohnen in heiße Kaffeeöle getaucht und die darin enthaltenen Triglyceride entfernen lediglich das Koffein und belassen die Aromastoffe bei den Bohnen. Anschließend werden die Bohnen von den Ölen getrennt und getrocknet. 

 

Entkoffeinierter Kaffee – was passiert mit dem Geschmack? 

Jegliches Entkoffeinieren geschieht im Rohkaffee-Zustand, denn würde man Röstkaffee entkoffeinieren, dann hätte man massive Geschmackseinbußen, da viele der markanten Geschmacksstoffe erst durch das Rösten entstehen. Koffein selbst hat keinen Geschmack, das bedeutet das eine Entkoffeinieren an sich den Geschmack von Kaffee nicht beeinflusst. Das verwendete Lösemittel kann den Geschmack jedoch beeinflussen – entweder durch Lösemittelreste oder aber auch dadurch, dass es einfach zu viele Aromen beim Prozess löst und aus den Bohnen spült.

Darüber hinaus nimmt jegliche Entkoffeinierung dem Kaffee etwas weg, meist Bitterstoffe und somit ist Decafe in der Regel milder im Geschmack. Es werden aber auch Fette, Kohlenhydrate, Säuren oder Melanoidine entfernt. Letztere sind Stoffe, die Einfluss darauf haben, wie sich ein Getränk im Mund anfühlt.  

 

Entkoffeinierter Kaffee – Röstgrad

Ist der Rohkaffee erst mal entkoffeiniert, dann kann man als Röster den Kaffee nahezu so behandeln, als wäre es normaler Rohkaffee. Aber ein paar Dinge sind zu beachten, denn entkoffeinierter Kaffee wurde in den meisten Fällen mit Temperatur und Druck behandelt, was ihn oft poröser und eben weniger kompakt macht. Hier liegt es am Röster dies zu beachten und so eine großartige Röstung hinzubekommen.  Unser Entkoffeinierter ist mittel geröstet und eignet sich somit für alle Zubereitungsarten – zum Beispiel in der French Press oder auch als Espresso. Natürlich kann man entkoffeinierte Bohnen auch dunkel Rösten und somit einen Decaf-Espresso schaffen. 

 

Entkoffeinierter Kaffee – gibt es auch Specialty Decaf? 

Entkoffeinierter Kaffee Aufbereitung Kaffeekirschen

Ja, sicher. Bei uns findest du ausschließlich Specialty Coffees. Und da wir auch einen Entkoffeinierten haben, ist der logischerweise ein Specialty Decaf. Mit unserem Entkoffeinierten bekommst du die volle Packung Geschmackmit Noten von Milchschokolade und Haselnuss ohne Koffein. Du merkst vermutlich nicht mal, dass du einen entkoffeinierten Kaffee trinkst. Und genau so sollte ein guter entkoffeinierter Kaffee auch schmecken. 

 

Entkoffeinierter Kaffee – die Wissenschaft

Es gibt derzeit auch Wissenschaftler in Glasgow, Tokio und auf Hawaii, die daran arbeiten – durch Kreuzung oder auch durch Gentechnik – eine bereits koffeinfreie Sorte Kaffee zu entwickeln. Denn derzeit gibt es keine kommerziell nutzbare Kaffee-Sorte ohne Koffein. Brasilianische Forscher hatten 2004 einige praktisch koffeinfreie Sorten entdeckt, diese müssten jedoch per Kreuzung mit anderen Kaffeepflanzen nutzbar gemacht werden – und das ist bis heute nicht geschehen. Würde dies oder eine gentechnisch veränderte Variante klappen, könnte man in Zukunft, auf die teils sehr aufwendigen und teuren Entkoffeinierungs-Verfahren verzichten.

 

Entkoffeinierter Kaffee – Fazit     

Du musst nicht auf geschmack verzichten, wenn du auf Koffein verzichten willst oder musst. Zum Beispiel sollte frau in der Schwangerschaft kein beziehungsweise sehr wenig Koffein konsumieren. Daher empfiehlt es sich koffeinfreien Kaffee zu trinken. Manche Menschen vertragen Koffein einfach nicht, mögen aber den Geschmack von Kaffee. Gründe gibt es viele. Entkoffeinierte Specialty Coffees gibt es mittlerweile auch viele. Wenn du Kaffee vor allem wegen das Koffeins trinkst, dann ist entkoffeinierter Kaffee natürlich nichts für dich – aber man weiß ja nie, ob irgendwann der Moment kommt, wo du kein Koffein zu dir nehmen willst oder darfst – dann ist es gut zu wissen, dass unser Decafe auch absolut großartig ohne Koffein schmeckt.