Der richtige Mahlgrad hängt maßgeblich von der Zubereitungsmethode ab. Grob gemahlen für French Press, mittel für Filterkaffee, fein für Espresso – mit dem passenden Mahlgrad erzielt man das beste Aroma, die optimale Extraktion und den vollen Geschmack.

Warum der Mahlgrad entscheidend ist

Der Mahlgrad beeinflusst, wie groß die Oberfläche des Kaffees ist, der mit Wasser in Kontakt kommt. Je mehr Fläche der Kaffee aufweist, desto mehr Aromen und Geschmack kann das Wasser extrahieren. Ist der Mahlgrad also zu grob (weniger Oberfläche), schmeckt der Kaffee oft wässrig und unterextrahiert. Ist er zu fein (mehr Oberfläche), wird er schnell bitter und überextrahiert. Der richtige Mahlgrad stellt also sicher, dass das Wasser gerade genug Oberfläche hat, um in einer bestimmten Zeit die gewünschten Aromen zu lösen – aber nicht so viel Oberfläche da ist, dass Bitterstoffe überwiegen. Denn so ein Kaffee hat eine Unmenge an Aromen und anderen Geschmacksstoffen in sich und davon sollen laut Specialty Coffee Assosciation nur zwischen 18 bis 22 % herausgelöst werden. 

Wie der Mahlgrad mit der Kontaktzeit zusammenhängt

Die Kontaktzeit – also die Zeit, in der das Wasser auf das Kaffeepulver trifft – ist ein entscheidender Faktor, der in Korrelation mit dem Mahlgrad steht. Je länger Wasser in Kontakt mit Kaffee ist, desto mehr kann es extrahieren. Grober Mahlgrad bedeutet größere Partikel, durch die das Wasser schneller hindurchfließt. Ein feiner Mahlgrad hingegen hat kleinere Partikel, die den Durchfluss verlangsamen. Daraus ergeben sich folgende Richtwerte:

  • Feiner Mahlgrad → Langsamer Durchfluss → Höhere Extraktion
  • Grober Mahlgrad → Schneller Durchfluss → Geringere Extraktion

Deshalb gilt: Je kürzer die Brühzeit einer Methode, desto feiner sollte der Mahlgrad sein – und umgekehrt.

 

Überblick: empfohlene Mahlgrade pro Zubereitungsart

Hier das ganze mal als Tabellenübersicht, damit du schnell deine Zubereitungsmethode finden und deinen Mahlgrad anpassen kannst.

Zubreitungsart Mahlgrad Partikelgröße (µm)  Beschreibung
French Press Sehr grob (wie grobes Meersalz) 900-1200 µm

Lange Ziehzeit, kein Filterdruck

Handfilter Mittel-grob (wie grober Sand)

600-900 µm

Gleichmäßige Extraktion durch Filter

Filtermaschine Mittel

500-700 µm

Standardmethode, wenig manuelle Kontrolle

AeroPress Mittel bis fein

300-700 µm

Flexibel – je nach Rezept

Siebträgermaschine Sehr fein (fast wie Mehl)

200-400 µm

Kurze Extraktionszeit unter Druck

Türkischer Kaffee (Cezve) Pulverfein (fast wie Staub)

100-200 µm

Sehr kurze Brühzeit, intensive Extraktion


Verschieden gemahlene Haufen Kaffee

Mahlgrad verstehen – die Sache mit der Oberfläche

Die Sache mit der Kaffeeoberfläche ist ein bisschen mathematisch, aber trotzdem recht schnell erklärt. Fangen wir mit den ganzen Bohnen an: Würdest du die, so wie sie sind, ins heiße Wasser legen, dann kann das Wasser auf eine Oberfläche von circa 70 Quadratmillimetern wirken (bei einer Kaffeebohne mit einer Höhe von 6 und einer Breite von 4 Millimetern). Brichst du die Bohne in zwei, wird die Oberfläche um die zwei Bruchstellenflächen vergrößert. Brichst du die beiden Hälften erneut in zwei kommen erneut zwei Bruchflächen dazu und so weiter und so fort. Eine optimal gemahlene Bohne, hat ungefähr die 120-fache Oberfläche einer nicht gemahlenen Bohne. Und das ist der Grund, warum wir Kaffee vor dem Aufbrühen mahlen. Weil es darum geht, dass das heiße Wasser auf so viel Kaffeeoberfläche trifft und sie durchdringt, wie möglich.  Denn nur so kommt der außerordentlich gute Geschmack zustande.

Ich meine, würdest du die ganzen Bohnen lange genug aufkochen, würde es schon auch ein bisschen nach Kaffee schmecken, aber eben nur ein bisschen. Vorsicht: Versuche das ganze nur auf eigene Gefahr! 😊

 

So findest du den richtigen Mahlgrad

Du kannst den richtigen Mahlgrad für deine Zubereitungsmethode anhand einiger Faktoren festmachen – auch wenn deine Methode oben nicht aufgeführt ist. Und auch dann, wenn du keine Schiebelehre hast, um die einzelnen gemahlenen Partikel auszumessen (was eh niemand machen würde - hoffentlich). Oder aber wenn du merkst, dass du nicht den richtigen Mahlgrad erwischt hast. Diese Faktoren findest du im Folgenden.

Achte auf die Durchlaufzeit

Wenn dein Kaffee zu schnell durchläuft, ist der Mahlgrad sicherlich zu grob. Bei zu langsamer Extraktion ist er zu fein. Deshalb gibt es auch empfohlene Kontaktzeiten für die einzelnen Zubereitungsmethoden. Die ideale Extraktionszeit liegt zum Beispiel bei:

  • Espresso: 25-30 Sekunden
  • Handfilter: 2,5-3 Minuten
  • French Press: 4 Minuten
  • AeroPress: je nach Methode 1-2 Minuten
  • Mokka-Kanne: 3-5 Minuten

Das sind keine absolut starren Zeiten, du bist immer angeregt, auch eigene Experimente zu machen und zu schauen, was für dich am besten funktioniert und schmeckt. 

Probiere dich an deinen Mahlgrad heran

Du kannst dich an den perfekten Mahlgrad folgendermaßen herantasten: Verwende eine Kaffeemühle mit einstellbarem Mahlgrad. Beginne mit dem empfohlenen Wert, zum Beispiel Mittel für Filterkaffee, und taste dich langsam vor. Achte auf:

  • Geschmack (bitter, sauer, ausgewogen)
  • Farbe und Konsistenz des Kaffees
  • Menge des durchgelaufenen Wassers
  • Geschwindigkeit des Durchlaufens

Ändere den Mahlgrad nur in kleinen Schritten – denn je nach Zubereitungs-Methode kann das schon große Auswirkungen haben. 

Detail Kaffeemühle mit Hand und Auffangschale

Verwende stets frisch gemahlene Bohnen

Nur frisch gemahlener Kaffee liefert volles Aroma. Verwende idealerweise eine hochwertige Mühle mit Scheibenmahlwerk oder zumindest mit Kegelmahlwerk. Billige Schlagmahlwerke liefern ungleichmäßige Ergebnisse und für eine konstante und gleichmäßig Extraktion benötigen wir auch gleichmäßig gemahlene Kaffeebohnen. Du kannst eine elektrische oder auch eine handbetriebene Mühle verwenden. Außerdem kannst du bei uns auch bereits vorgemahlenen Kaffee kaufen. Hier hast du zwei kleine Nachteile – der Mahlgrad ist ein Näherungswert, der eventuell nicht 100 % zu deiner Maschine passt und gemahlener Kaffee verliert schneller sein Aroma als Bohnenkaffee, also solltest du ihn schneller konsumieren. 

 

Mahlgrad-Spezialtipps für Fortgeschrittene

  • Espresso: Feinste Abstufung ist entscheidend – oft sind Änderungen im Bereich von Mikrometern nötig. Schon eine minimale Veränderung kann den Geschmack stark beeinflussen.
  • Pour Over: Nutze Waage, Timer und evtl. Thermometer für gleichbleibende Qualität.
  • Cold Brew: Extra grober Mahlgrad (1200-1500 µm) und lange Ziehzeit (12-24 h im Kühlschrank).

Häufige Fragen zum richtigen Mahlgrad

Was passiert, wenn der Mahlgrad zu fein ist?

Wenn der Mahlgrad zu fein ist, kann der Kaffee bitter oder überextrahiert schmecken, da das Wasser zu lange mit dem Kaffeepulver in Kontakt bleibt und dabei zu viele Bitterstoffe extrahiert werden.

Wie finde ich den perfekten Mahlgrad für Espresso?

Die ideale Extraktionszeit für Espresso liegt bei etwa 25-30 Sekunden. Wenn der Espresso zu schnell durchläuft, solltest du den Mahlgrad feiner einstellen. Wenn die Extraktion zu langsam ist, mahle etwas gröber.

Braucht jede Kaffeemaschine einen anderen Mahlgrad?

Ja, jede Zubereitungsmethode benötigt einen anderen Mahlgrad, da sie unterschiedlich extrahiert. Faktoren wie Druck, Brühzeit und Filterart spielen eine Rolle und beeinflussen, wie fein oder grob der Kaffee gemahlen sein sollte.

Brauche ich eine elektrische Kaffeemühle?

Das hängt von dir und von der Menge an Bohnen ab, die du pro Tag mahlen willst. Es gibt gute Handmühlen, aber wenn du sehr viele Bohnen täglich mahlst, dann empfiehlt sich durchaus eine elektrische Kaffeemühle.