Finnische Flagge und blauer Himmel

So trinkt man in Finnland Kaffee – warum die Finnen helle Röstungen so lieben

Die Finnen sind Weltmeister. Zumindest wenn man in Finnland Kaffee-Konsum pro Kopf rechnet: Jeder Finne verbraucht pro Jahr im Schnitt knapp 10 Kilogramm Röstkaffee. Das sind jede Menge Tassen Kaffee jedes Jahr. Aber wie trinken sie ihn am liebsten? Und warum mögen die Finnen helle Röstungen lieber. Wir haben mal nachgeschaut und Interessantes für dich entdeckt.


So trinkt man in Finnland Kaffee – Menge und Häufigkeit

Die Finnen sind die besten Kaffeetrinker der Welt. Das haben bereits einige Studien belegt. Vor allem untersucht seit 1982 das Institut für Gesundheit und Soziales alle fünf Jahre den Lebensmittelkonsum der Finnen im Rahmen nationaler Ernährungsumfragen. In der jüngsten FinRavinto-Umfrage hat sich herausgestellt, dass die Finnen im Schnitt 4,4 Tassen Kaffee pro Tag trinken. In Deutschland sind es zum Beispiel nur 3,5 Tassen pro Kopf. Finnische Männer konsumieren der Studie nach jeden Tag 553 Gramm Kaffee, also mehr als einen halben Liter, finnische Frauen „etwas weniger“ und zwar 459 Gramm. Zwischen 18 und 44 Jahren trinken bereits 86 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen täglich Kaffee, je älter die Menschen sind, desto mehr trinken Kaffee. Im Rentenalter, trinken fast alle Finnen täglich Kaffee.


So trinkt man in Finnland Kaffee – Historie

Der Kahvi, also Kaffee, kam im weltweiten Vergleich spät nach Finnland. Im 16. Jahrhundert schon setzte sich das heiße braune Getränk überall in Europa durch, bis nach Finnland hat es dann aber noch fast ein Jahrhundert gebraucht. Der Kaffee kam über Russland und Schweden nach Finnland und brühte sich immens schnell in die Herzen der Finnen. Und auch wenn die Reichen durch hohe Importzölle das Getränk exklusiv halten wollten, blieben die Kaffeebohnen lange Zeit für alle verfügbar und erschwinglich. Und vor allem beliebt.

Kaffee zuhause geröstet Bohnen


So trinkt man in Finnland Kaffee – zu Hause rösten

Nur ein weiteres Jahrhundert später, also im 18. Jahrhundert, hatten die Finnen die Weltspitze erreicht und zelebrierten dreimal täglich ihre heißgeliebte Kaffeepause. Als dann im 19. Jahrhundert auch noch Alkohol verboten wurde, war es endgültig um die Finnen geschehen und sie tranken einfach noch mehr Kaffee. Die Gründe dafür sind ganz einfach: Er schmeckt gut und wärmt auch (Finnland kann sehr kalt sein). Darüber hinaus haben die Finnen dem Kaffee auch weitere, gesundheitlich positive Eigenschaften „angedichtet“. Darum hat man Kaffee anfangs auch in Apotheken bekommen. Und zwar haben die Finnen meistens Rohkaffee gekauft und diesen dann zu Hause selbst geröstet. Daher kommt auch die heute noch bestehende Vorliebe der Finnen für helle Röstungen. Da Energie damals teuer war, hat man eben nur kurz geröstet!


So trinkt man in Finnland Kaffee – die große Depression

Schwierig wurde es dann während des 2. Weltkriegs: Da war überall und somit auch in Finnland der Kaffee knapp beziehungsweise auch oft gar nicht verfügbar. Not macht erfinderisch und so haben die Finnen aus allerlei Dingen wie Kartoffelschalen, Rinden, Rüben und Getreide Ersatzkaffe gemacht. Macht man heute immer noch (ungefähr) so, wenn Muckefuck, also Ersatzkaffee hergestellt wird. 1946 lief dann endlich wieder ein Handelsschiff mit Kaffeebohnen für die Finnen im Hafen von Turku ein. Die Finnen haben das stürmisch gefeiert.


So trinkt man in Finnland Kaffee – für alles einen Namen

Das mit der Kaffeepause ist so ein Ding in Finnland. Die Finnen nehmen sich aktiv Zeit, ihren Kaffee zu genießen. Mehrmals am Tag, allein, gemeinsam und auf sozialen Anlässen sowieso. Und diese „Kaffeepaussi“ oder „Kahvetauko“ ist dermaßen wichtig in Finnland, dass es sogar Arbeitnehmerrecht ist. Ja, das ist gesetzlich festgelegt. Und zwar stehen jedem Arbeitnehmer zweimal täglich 15 Minuten Kaffeepause zu. Und diese bewussten Pausen, in denen sich die Finnen wirklich nur auf das Entspannen und den Kaffee konzentrieren, nehmen sie auch mit in das Privatleben. Vielleicht gelten die Finnen deshalb als eine der glücklichsten Menschen der Welt. Und was noch viel cooler ist: die Finnen haben ganz viele verschiedene Begriffe für ihre geliebte Kaffeepause.

Frau und Mann trinken gemütlich Kaffee


So trinkt man in Finnland Kaffee – bis zu 6-mal täglich

Der Morgenkaffee heißt „Aamukahvi“, der am Vormittag „Aamupäiväkahvi“. Nachmittags gibt es „Iltapäiväkahvi“ und nachts sogar den „Yökahvi“. Meist konsumieren die Finnen helle Röstungen und trinken ihn schwarz. Manchmal auch mit einem Schuss Milch oder einem Würfel Zucker im Mund. Wobei in den vergangenen Jahren auch Milchkaffeespezialitäten wie Cappuccino und Latte Macchiato immer beliebter werden. Kaffee wird so wie auch bei uns in Deutschland gern zusammen mit Kuchen verzehrt. Und hier bekommt er wieder einen eigenen Namen: „Kakkukahvi“. Und wenn man die in Finnland beliebten Hefebrötchen, Pulla genannt, zum Kaffee nimmt, dann wird daraus schnell der „Pullakahvi“.

 


So trinkt man in Finnland Kaffee – die Einladung

Es gehört zum guten Ton in Finnland einen angebotenen Kaffee anzunehmen und auch zu trinken. Vor allem natürlich, wenn die Einladung von einer älteren Person kommt. Schlägt man die Tasse aus, gilt man als unhöflich. Schließlich ist ein frisch aufgebrühter Kaffee ein Zeichen der Wertschätzung. Es versteht sich von selbst, dass wenn man jemanden zu sich nach Hause einlädt, man auch frisch Kaffee aufbrüht.


So trinkt man in Finnland Kaffee – to go?

Nein, to go mögen die Finnen ihren Kaffee nicht so gern. Schließlich will man das Lieblingsgetränk der Finnen bewusst genießen. Am liebsten zu Hause oder in Coffeeshops. Deshalb tun sich auch heute noch Ketten wie Starbucks schwer, sich in Finnland anzusiedeln. In der Hauptstadt Helsinki gibt es dennoch ein paar Filialen. Gut 90 Prozent des finnischen Kaffeemarktes beliefert aber die Traditionsrösterei Paulig, die bereits 1876 von dem Deutschen Gustav Paulig gegründet wurde. Heute gibt es zusätzlich viele kleine finnische Röstereien, die stets und gern von Finnen genutzt werden.


So trinkt man in Finnland Kaffee – Anlässe gibt es viele

Abgesehen von den Kaffees zu jeder Tageszeit, trinken die Finnen zu ganz unterschiedlichen Anlässen eine schöne Tasse frisch aufgebrühten Kaffee. „Läksiäiskahvi“ nennt sich der Abschieds-Kaffee und „Mitalikahvi“ ist der Kaffee, den man trinkt, wenn jemand beim Sport eine Medaille gewonnen hat. Es gibt auch den Reisekaffee „Matkakahvi“ und den Wahlkaffee. Das ist der Kaffee, den man sich holt, nachdem man in der Wahlkabine war. Der heißt dann „Vaalikahvi“.


So trinkt man in Finnland Kaffee – der drohende Koffeinschock

Wie bereits erwähnt, sagt man zu einer angebeteten Tasse Kaffee nicht Nein. Hier hört das Ganze aber nicht auf. Hat man brav ausgetrunken, bekommt man meist „santsikuppi“, also noch eine Tasse. Und hier sollte man sich auskennen. Denn wenn du austrinkst, gibt’s wieder einen Refill. Für alle Anfänger wird also empfohlen, dann wenn du keinen Kaffee mehr möchtest, nicht Nein zu sagen, sondern nur eine halbe Tasse zu erbitten. „Ehkäpä vain puoli kuppia“ sagt man dann. Und wenn du diese halbe Tasse getrunken hast, bekommst du meisten kein „santsikuppi“ mehr angeboten.


So trinkt man in Finnland Kaffee – die Bedeutung der Tasse

Wir wissen alle selbst: die richtige Tasse, kann den Kaffee nochmal besser machen. Wir haben alle zu Hause oder im Büro unsere Lieblingstasse. Bei den Finnen ist das nicht anders. Naja, ein wenig anders doch: Dort haben die Leute sogar mehrere Tassen für jede Lebenslage: Zum Beispiel die Alltagstasse, die Tassen für Besuch, und das Premium Service für die großen Feste wie Hochzeiten. Beliebt sind zum Beispiel sogenannte Moomin Tassen – das sind Tassen, die mit einem Moomin verziert sind. Das sind Fabelwesen, die die finnische Schriftstellerin Tove Jansson erfunden hat.

Kuksa Tasse mit Wildkaffee-Kaffee


So trinkt man in Finnland Kaffee – selbst sind die Finnen 

Und da die Finnen gern überall ihren Kaffee trinken, ist es nicht verwunderlich, dass sie ihn in der freien Natur beim Camping oder Spazierengehen genießen. Das Outdoor-Kaffeetrinken nennt sich dann „Kuksa“ und dafür gibt es natürlich eigene Kuksa-Tassen. Die sind aus Holz. Man kann sie kaufen, aber die meisten Finnen schnitzen sie sich lieber selbst.


So trinkt man in Finnland Kaffee – gute Bohnen müssen es ein


Abgesehen davon, dass Finnen helle Röstungen bevorzugen, gibt es derzeit den Trend, dass eben auch die Herkunft und Qualität der Bohnen immer wichtiger wird. Dadurch dass die Finnen Kaffee in rauen Mengen konsumieren, gibt es auch viel Kaffee, der industriell hergestellt ist: Laut Schätzungen soll Paulig, die größte Kaffeerösterei Finnlands, etwa 1.000 kg Kaffee in 5 Minuten rösten. Aber es gibt – vor allem in der Hauptstadt – auch immer mehr kleine handwerkliche Röstereien, die auf schonende Langzeitröstung setzen. Den Konsumenten in Finnland ist auch immer wichtiger woher ihr Kaffee kommt und zu welchen Bedingungen er gehandelt wurde. Also genau so wie wir es machen, direkt mit den Farmern handeln und somit auch einen höheren Kilopreis bezahlen als die Farmer bei Fairtrade bekommen.


So trinkt man in Finnland Kaffee – Wildkaffee in Finnland

Und wie sollen finnische Kaffeeliebhaber nun an Wildkaffee-Kaffee kommen? Das ist im Grunde sehr einfach. Er oder sie kann bei uns bestellen, wir versenden weltweit und somit auch nach Finnland. Oder ihr schaut bei Slurp rein. Das ist ein finnischer Kaffeeanbieter, der auch Wildkaffee Röstungen von Zeit zu Zeit im Sortiment hat.


So trinkt man in Finnland Kaffee – Fazit

Ja, also die Finnen zelebrieren ihren Kaffeekonsum so richtig. Sie nehmen sich bewusst Zeit dafür, haben wirklich für jede Gelegenheit einen Kaffeebegriff und oft sogar unterschiedliche Tassen. Das nennen wir Hingabe. Und was wir am besten finden, ist, dass das hektische nebenbei und unterwegs zum nächsten Termin einen Kaffee aus dem Pappbecher zu schlürfen so gar nicht beliebt ist in Finnland. Das finden wir nämlich auch nicht schön. Der Pappbecher versaut den Kaffeegeschmack und du solltest dir wirklich die Zeit nehmen, deinen Kaffee bewusst zu genießen. Mit Freunden, Kollegen, der Familie oder auch einfach allein.